Die neue „taz“-Chefin: Ines Pohl

Die „taz“ bekommt eine neue Chefredakteurin: Ines Pohl wird Nachfolgerin von Bascha Mika nach Informationen von mediummagazin. Ihr Wechsel zur „taz“ soll bereits Mitte Juli stattfinden. Die 42jährige, gebürtig in Mutlangen, arbeitet seit einem guten halben Jahr als Berlin-Korrespondentin  für die Ippen-Gruppe (u.a. „Münchner Merkur“, „tz“, „Hessische/Niedersächsische Allgemeine“ HNA, „Westfälischer Anzeiger“), war zuvor Nachrichten-Chefin der HNA in Kassel und u.a. Fellow der Nieman Foundation for Journalism an der Harvard University (2004/05).

(Update 1: „Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem taz-Team in diesen Zeiten, in denen die sozialen Kosten der Finanzkrise immer deutlicher werden, das Profil der taz zu schärfen und ihre inhaltliche Relevanz auszubauen,“ sagt Ines Pohl in der mittlerweile von der taz herausgegebenen Bestätigung des Wechsels). Update 2: am Montag, 20.Juli tritt Ines Pohl offiziell als neue taz-Chefin an.)

Für die „taz“ ist Ines Pohl bisher ein weitgehend unbeschriebenes Blatt und entgegen der bisherigen Führungstradition nicht über langjährige  Mitarbeit in der genossenschaftlich organisierten Zeitung sozialisiert. Auskünfte zu ihrem journalistischen Selbstverständnis gibt es bislang nur wenige. Zur Zukunft der Arbeit von Tageszeitungsjournalisten meinte die künftige „taz“-Chefin  beispielsweise 2008 in einem Interview zur crossmedialen Arbeitsweise der HNA: “ Wenn wir Printjournalisten zusätzlich crossmedial arbeiten, besteht auf der einen Seite schon die Gefahr, oberflächlicher zu arbeiten und dass sich mehr Fehler einschleichen, weil wir einfach mehr Arbeit haben, ohne dass mehr Zeit zur Verfügung steht. Auf der anderen Seite denken wir durch das crossmediale Arbeiten serviceorientierter, was man auch als Qualitätsgewinn bezeichnen kann.“ Und: „Letztlich bin ich der persönlichen Überzeugung, dass wir nur über unser Onlineangebot Print-Arbeitsplätze erhalten können – wenn auch nur in einer Reduzierung.“

Bascha Mika
(55) wurde  im Mai 1998 Mitglied der Chefredaktion der „taz“, für die sie bereits seit 1988 als Reporterin und Redakteurin gearbeitet hatte.  Seit 1999 ist sie alleinige Chefredakteurin und damit die am längsten amtierende Chefredakteurin in der Geschichte der „taz“, die als „alternative Tageszeitung“ 1978 gegründet wurde. Daneben ist die bisherige „taz“-Chefin u.a. seit 2004 Aufsichtsrätin der electronic media school (ems) Potsdam-Babelsberg und Honorarprofessorin (Kulturjournalismus) an der Universität der Künste Berlin. Seit 2005 gehört Bascha Mika auch der Jury für den Theodor-Wolff-Preis an. Bascha Mika ist darüber hinaus Autorin mehrerer Bücher, darunter “Alice Schwarzer – eine kritische Biografie”. Im Fragebogen von „mediummagazin“ antwortete sie 2008  auf die Frage nach ihrem bisher größten Erfolg: „Neun Jahre die ´taz` zu leiten – ohne ein einziges Magengeschwür.“  Zu ihren zukünftigen Plänen will sie sich derzeit nicht äußern, obgleich der Schritt schon seit längerem geplant ist und zudem mit den taz-Gremien frühzeitig abgesprochen worden sei. Nur soviel: „Ich bleibe der taz selbstverständlich verbunden – wenn auch nicht in einer wie auch immer gearteten Funktion.“

Die verkaufte Auflage der „taz“ lag im 1.Quartal 2009 (IVW) bei gut 56.000 Exemplaren, das entspricht einem Plus von 1,16 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Das Plus gegen den Markttrend ist einem leichten Zuwachs bei den Abonnements (+0,34 Prozent) zu verdanken und den laut ivw um 26 Prozent gestiegenen „sonstigen Verkäufen“. Die Zahl der Einzelverkäufe ist um 3,42 Prozent (1/09 zu 1/08) zurückgegangen. In dieser Statistik haben sich die jüngsten Neuerungen noch nicht ausgewirkt: Zum 30jährigen Jubiläum am 18. April 2009 erschien die taz überarbeitet mit einem modifizierten Layout (s.a. Layoutkritik in mediummagazin 6/09,) und der neuen Wochendausgabe „sonntaz“.

Annette Milz

Foto: Lothar Koch