Lesetipps: Glosse, Technik, Terror

 von Bernd Stößel

1. Meinungsfreude: „Kommentar, Glosse, Kritik“

"Kommentar, Glosse, Kritik"

Diese drei meinungsorientierten oder urteilenden Darstellungsformen haben ihre ganz eigenen Anforderungen. Edmund Schalkowski, Leiter der „Akademie für Journalistenausbildung“ im westfälischen Hamm, schreibt ihnen nicht weniger als einen „aufklärerischen Impuls“ zu: Sie sollen Licht ins Dunkel bringen und zu einem aufrechten Gang anleiten. Während der Kommentar die Grundform der urteilenden Texte sei, handele es sich bei Glosse und Kritik um  Sonderformen. Der Leitartikel, der „große Bruder“ des Kommentars, ignoriere in seiner Länge gerne mal den Zeitgeist und beanspruche für sich 100 bis 150 Zeilen. Glossenschreibern in spe empfiehlt der Autor nachvollziehbarerweise die Lektüre des „Streiflichts“ der „Süddeutschen Zeitung“. Die Charakterisierung von „Zippert zappt“ („Welt“) als „göttlich“ hingegen darf, der Thematik des Buches entsprechend, als Meinungsäußerung durchgewunken werden. Zur Darstellungsform der Kritik merkt Schalkowski an, stünden Journalisten im gesellschaftlichen Ansehen ohnehin nicht besonders gut da, so sei das Bild der Kritiker in der Öffentlichkeit verheerend. Da kann etwas Süffisanz nicht schaden: Die Kritik erschließe Kunstwerke, sei selbst aber keines.

Edmund Schalkowski:
„Kommentar, Glosse, Kritik“
UVK 2011,  230 Seiten, 24,90 Euro.

 

2. Technisch: „Schreiben über Technik“

"Schreiben über Technik"Die Berichterstattung über Technik finde in den Medien in keinem eigenen Ressort statt, beklagen Michael Bechtel und Volker Thomas in ihrem Vorwort. So müsse sich der Wissenschaftsjournalismus ihrer annehmen. Das Dilemma: Dort seien Schreiber mit TU-Abschlüssen eher selten anzutreffen. Wer eine Ingenieur-Laufbahn anstrebe, habe in der Regel schon in der Schule mit „schöngeistigen Dingen und der Welt der Sprache“ abgeschlossen. Die meisten Techniker fühlten sich zur sprachlichen Vermittlung ihrer Arbeit außerhalb ihrer vertrauten Fachkreise einfach nicht berufen. Das Buch „Schreiben über Technik“ will hier Abhilfe schaffen. Es richtet sich nicht nur an Technikjournalisten, sondern auch an Texter von PR-Agenturen oder Mitarbeiter von technischen Hochschulen. Gute Schreiber mit naturwissenschaftlich-technischem Sachverstand seien eine Seltenheit – und entsprechend gefragt. „Die zehn häufigsten Sprachmängel“ darf sich aber jeder Journalist, egal über welche Fachgebiete er schreibt, vergegenwärtigen. Geschwätzigkeit zum Beispiel schätzt kein Leser.

Michael Bechtel/Volker Thomas:
„Schreiben über Technik“
UVK 2011, 233 Seiten, 24,90 Euro

 

3. Terror total: „Terror in der Medienberichterstattung“

"Terror in der Medienberichterstattung"Wie gehen internationale Fernsehsender mit dem brisanten Thema Terror um? Die Politologin Bernadette Linder vergleicht in ihrer Studie die Berichterstattung von CCN International und BBC World mit jener von Al-Jazeera English (Sitz in Katar). Grundsätzlich berichteten die Medien vor allem aktuell über einzelne Attentate, nicht zuletzt aus Zeitmangel seien Hintergrundgeschichten eher dünn gesät. Die Autorin kommt zu dem höflich formulierten Ergebnis, dass CNN dazu tendiere, keine voreiligen Schlüsse gegen das US-Militär zu ziehen. Im Vergleich lege BBC eine größere Distanz zu einzelnen Ereignissen an den Tag – der Sender sei traditionell für seine Sachlichkeit bekannt. Anstoß für die Untersuchung von Bernadette Linder, mit der sie an der Universität Innsbruck promoviert wurde, war die Frage, ob Al-Jazeera English als „Sprachrohr der Terroristen“ gelten könne, wie westliche Kritiker immer wieder behaupten. Fazit: Signifikante Unterschiede zu CNN und BBC seien nicht festzustellen, Al Jazeera-English könne sich durchaus mit der Konkurrenz messen. Die Schicksale der Opfer würden allerdings stärker beleuchtet.

Bernadette Linder:
„Terror in der Medienberichterstattung“,
VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011, 374 Seiten, 49,95 Euro