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    "Konstruktiver Journalismus"

Medium Magazin 05/2018

Inhalt

Unsere Geschichten auf einen Blick
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EDITORIAL / Annette Milz, Chefredakteurin

Kritisch & konstruktiv

Die Zeiten sind voller destruktiver Entwicklungen, aber es geht auch anders

In Zeiten, in denen Rechtsradikale, ihre Arme unverhohlen zum Hitlergruß reckend, auf deutschen Straßen marschieren, in denen Angst und Polarisierung die Gesellschaft zunehmend spalten – in diesen Zeiten reden wir hier von konstruktivem Journalismus?

Ja, und zwar jetzt erst recht. Denn: „Die Glaubwürdigkeitskrise des Journalismus werden wir nicht überwinden, wenn wir Journalismus nicht anders denken“, forderte Raphael Thelen in „medium magazin“ Nr. 4/18. Und damit hat er Recht.

Das Gespräch der drei jungen Journalisten Raphael Thelen, Ronja von Wurmb-Seibel und Niklas Schenk – alle drei Top 30 bis 30 aus früheren Jahrgängen – zeugte vom Ringen um die richtige Haltung im Journalismus in diesen Zeiten, in denen es vielen nicht mehr genügt, „nur“ hinzusehen, „nur“ zu berichten. Dabei machen sie nicht Halt bei der Frage, ob journalistisches Engagement für eine gute Sache nun richtig oder falsch ist.

Zur Erinnerung: „Ich finde, Journalismus verbreitet oft Angst. Die Welt in unserem Fernseher ist viel gefährlicher als die Welt da draußen“, kritisierte da Ronja von Wurmb-Seibel, selbst vollkommen unverdächtig eines rosaroten Heile-Welt-Journalismus. Sie ging, gerade mal Mitte 20, auf eigene Faust nach Afghanistan, berichtete von dort jahrelang als freie Journalistin. Sie hat die Schrecken und das Leid eines terrorisierten, kriegsgebeutelten Landes vor Ort intensiv erlebt – und fordert trotzdem: „Nachrichten zeigen die Ausnahmen, und die sind eben oft negativ. Aber man kann auch einordnen, erklären, sagen: Schaut, es gibt Leute, die dagegen kämpfen, es gibt Lösungsansätze.“ Und weiter: „Ich finde es extrem frustrierend, mir eine schlechte Nachricht nach der anderen reinzuziehen – ohne Vorbilder zu bekommen, mit Krisen umzugehen. Ein, zwei Sätze würden da schon reichen: Hier wäre der Ausweg, das wäre eine Idee. Es geht mir nicht um ein Happy End, sondern darum, vielschichtiger zu berichten. So, dass wir etwas lernen.“

Auch unsere aktuelle Umfrage unter den „Top 30 bis 30“ des Jahrgangs 2018 – die wir Ihnen in diesem „medium magazin“ vorstellen – verdeutlicht, wie sehr die gegenwärtige Entwicklung in Medien und Politik die jungen Kolleginnen und Kollegen umtreibt. Drei Beispiele: So schrieb uns Bartholomäus von Laffert (23) zur Frage, welchen guten Rat er schätzt: „Dass wir diesen mit erhobenem Zeigefinger vorgetragenen Journalismus-Aktivismus-Dualismus in die Tonne treten sollten und Journalismus ohne Haltung hinfällig ist.“
Oder Louis Klamroth (28), der uns auf die Frage nach seinem journalistischen Antrieb antwortete: „Ich kämpfe gegen Politikverdrossenheit an. Das tue ich, indem ich versuche, gesellschaftsrelevante Inhalte und Debatten anders zu führen, als das bisher getan wurde. Ich habe das Gefühl, dass gerade jetzt eine kritische, innovative Auseinandersetzung mit politischen Inhalten und Akteuren unverzichtbar ist.“ Und Emran Feroz (26) hat sich vorgenommen, sich in seiner journalistischen Arbeit „nicht zu sehr an vorherrschenden Meinungen zu orientieren“.

Das sollten Sie auch nicht, falls in Ihrem Hinterkopf das Vorurteil klebt, konstruktiver Journalismus sei nichts anderes als Gute-Laune-Nachrichten. Wie man kritisch, aber lösungsorientiert berichten kann, mehr noch: sollte, zeigen wir in dieser Ausgabe mit unserer aktuellen Journalisten-Werkstatt (die Abonnenten in dieser Ausgabe finden). Darin stellt Michael Gleich, bereits Autor unserer Werkstatt „Konstruktiver Journalismus“ vor zwei Jahren, die aktuellen Entwicklungen und Formate in der Branche vor. Trotz aller Unterschiedlichkeit eint die verschiedenen Experimente in der Regel die Erfahrung einer ungewöhnlich guten Resonanz des Publikums bzw. der Leser.

Das sollte uns allen zu denken geben. Und Anlass sein für eine konstruktive Diskussion über neue Wege im Journalismus.

Außerdem:
16 Seiten Extraheft: „Top 30 bis 30“ des Jahres 2018 finden Sie in dieser Ausgabe.
Werkstatt-Heft: „Konstruktiv berichten“ von Michael Gleich – für Abonnenten gratis in dieser Ausgabe enthalten. Nachbestellungen über www.newsroom.de/shop oder per E-Mail an: vertrieb @ oberauer.com

Unsere kostenlose Heftvorschau, 16 Seiten zum Reinlesen: