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Medium Magazin 07/2018

EDITORIAL / Annette Milz, Chefredakteurin

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Das Vertrauen in die Medien wächst, aber auch die Entfremdung. Dagegen kann etwas getan werden.

Eine gute Nachricht zum Jahreswechsel, sollte man meinen: „Das Medienvertrauen steigt, die Lügenmedien-Hysterie ebbt ab.“ Das haben die Medienforscher der Universität Mainz in einer Langzeitstudie herausgefunden. Stattliche 83 Prozent der Befragten gaben demnach an, den Medien ganz oder zumindest teilweise zu vertrauen.

Die weniger gute Nachricht, die Anlass zum Nachdenken gibt, lautet: Trotz hohen Vertrauens wächst die Entfremdung zwischen Publikum und Medien.

Erschreckend hohe Prozentzahlen der Zustimmung ernteten in derselben Umfrage Aussagen wie „In meinem persönlichen Umfeld nehme ich die gesellschaftlichen Zustände ganz anders wahr, als sie von den Medien dargestellt werden“, „Die Medien haben den Kontakt zu Menschen wie mir verloren“ und „Die Themen, die mir wichtig sind, werden von den Medien gar nicht ernst genommen“. Wir sollten uns das zu Herzen nehmen, besser noch: „Weil Jammern bekanntlich sowieso nicht hilft, müssen Journalisten sich diese Ergebnisse zunutze machen“, rät Professorin Katrin Schupp, die die Studie mitverantwortet.

Im zweiten Teil unserer Zukunftsdebatte mit 30 Fragen unserer Nachwuchstalente „Top 30 bis 30“ setzen wir genau dort an. Denn wir haben Experten und Expertinnen nicht nur um ihre Meinung, sondern um konkreten Rat gebeten. So schreibt Katrin Schupp auch: „Etablierte Medien sollten die Zuschauer dort abholen, wo sie unterwegs sind. Wenn sie das versuchen, ist das durchaus erfolgreich, und zwar ohne den Verzicht auf anspruchsvollen Inhalt. Das zeigt zum Beispiel der sehr erfolgreiche Doku-Kanal des WDR auf Youtube: Hier werden mit großem Erfolg Fernsehproduktionen angeboten, die lediglich von der Verpackung her, dem Titel, dem Vorund Abspann, den Regeln von SEO und Youtube angepasst werden.“ Klaus Meier, Uni Eichstätt, wiederum fordert auf zur Transparenzoffensive: „Lassen wir nicht nur durchs Schlüsselloch gucken, sondern hängen wir gleich die ganze Tür aus.“ Oder Kai Gniffke („ARD aktuell“) meint, durchaus selbstkritisch: „Wenn wir dann noch bereit sind, uns dazu auch dem Diskurs mit unserem Publikum zu stellen, Kritik auszuhalten und respektvoll den Dialog zu führen, dann hat Qualitätsjournalismus eine glänzende Zukunft.“

Viele der „Journalisten und Journalistinnen des Jahres 2018“ gehen da mit sehr gutem Beispiel voran. Die „medium magazin“-Jury hat eine bemerkenswerte Wahl getro en mit einem großartigen Mix durch alle Generationen, Gattungen und Geschlechter (siehe Special JdJ2018). Und sie hat journalistisches Durchhaltevermögen honoriert. So mit der Wahl des SZ-Teams, das über fünf lange quälende Jahre jedes Detail des NSU-Prozesses handschriftlich protokollierte, zum „Team des Jahres 2018“. 2000 Seiten sind es geworden und ein Dokument der Zeitgeschichte, das die Tagesaktualität weit überdauern wird. Auch das ist ein wichtiger Weg zur Vertrauensbildung.

In eigener Sache Katy Walther hat die Redaktion des „medium magazins“ verlassen. Aus einem guten Grund: Nachdem sie sich bereits länger ehrenamtlich in ihrer Heimatgemeinde engagiert hatte, entschloss sie sich im Herbst für ein stärkeres politisches Engagement und eine Kandidatur für den hessischen Landtag. Obwohl ein Neuling auf der Landesliste der Grünen, wurde sie auf Anhieb in den Landtag gewählt. Auch an dieser Stelle: Wir gratulieren ganz herzlich zu diesem Erfolg und zu der nun neuen Aufgabe als Landespoitikerin in Hessen. Gleichzeitig sind wir traurig, denn es bedeutet auch den Abschied aus unserer Redaktion. Katy Walther hat seit 2002 für das „medium magazin“ gearbeitet und wesentliche Fortschritte mitgestaltet. Dafür danken wir ihr sehr herzlich. Und wünschen Katy von Herzen gutes Gelingen, Erfüllung und viel Erfolg – nun als Politikerin!

 

Außerdem: Werkstatt-Heft: „Besser schreiben: der Essay“ von Peter Linden – für Abonnenten gratis in dieser Ausgabe enthalten. Nachbestellungen über www.newsroom.de/shop oder per E-Mail an: vertrieb @ oberauer.com

Weitere Themen in dieser Ausgabe sind unter anderem: „Journalist des Jahres“ Stephan Lamby über den Berliner Politikbetrieb, „Was hat Zukunft?“ Teil 2 unserer großen Branchenbdebatte, Franziska Broich über die medialen Aussichten auf das EU-Wahljahr 2019, Jakob Vicari über einen Journalismus ohne Ecken und Kanten, Professor Gero Himmelsbach über Presserechtsfälle mit wichtigen Konsequenzen und Hakan Tanriverdi stellt in der Praxisstrecke „Wege zur Datensicherheit“ vor.

Unsere kostenlose Heftvorschau, 16 Seiten zum Reinlesen: