„Verkürzt, schnell, fragmentiert“: Playbuzz-Gründer für anderes Storytelling

Smartphones verändern Lesegewohnheiten – Journalisten müssen deshalb Geschichten grundlegend anders erzählen, fordert der Gründer des Medien-Startups Playbuzz, Shaul Olmert, im aktuellen „medium magazin“. Artikel müssten aus verschiedenen Teilen bestehen, weil die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne von Rezipienten nicht mehr so hoch wie früher ist. Olmert liefert dazu die nötigen Storytelling-Formate, zum Beispiel an Bild.de, Focus Online und die „Rheinische Post“. Die meisten journalistischen Erzählformen heute seien nicht für Smartphones geeignet. „Die Millennials sind an Schnappschuss-artige Kurznachrichten gewöhnt“, sagt Olmert. „Mit dieser Generation müssen wir anders kommunizieren als bisher, denn sonst wird sie uns künftig schlicht nicht mehr verstehen.“

Olmert sieht seine Aufgabe darin, Redaktionen für neue Formen der Nutzeransprache zu begeistern. Mit technischer Hilfe von Playbuzz hat beispielsweise ein Sportmagazin den Bericht über eine Veranstaltung im Stil einer Spieler-Unterhaltung in der Umkleidekabine erzählt. Solche spielerischen Formate versprechen deutliche bessere Lesequoten in der jüngeren Zielgruppe. „Junge Menschen nutzen Content nicht nur einfach mobil, sondern auch in der Sprache dieser Geräte – verkürzt, schnell, fragmentiert“, sagt Olmert. „Sie lesen kein Print. Und sie wissen gar nicht, wie sie mit dem Haufen an Informationen da umgehen sollen.“

Zudem sollten Medien viel offener seien, ihre Inhalte auf anderen Plattformen zu veröffentlichen. „Sie müssen Ihre Marke künftig sehen als etwas wie einen Wanderzirkus, der mit seiner Show überall dorthin geht, wo die Menschen sind.“ Ein gutes Beispiel sieht Olmert in der Marke Coca-Cola, die keine eigenen Restaurants betreibe, aber in fast allen Läden der Welt vertreten ist.

Shaul Olmert und Tom Pachys gründeten Playbuzz im Jahr 2012, Hauptsitz ist New York. Im März 2016 stieg Disney mit einer 15-Millionen-Dollar-Investition ein. Das Unternehmen liefert Plattformen für „Interaktives Storytelling“ – vor allem virale Quiz- und Umfragetools, an nach eigenen Angaben international rund 15.000 Medien.

 

Das Interview mit Shaul Olmert, geführt von Annette Milz, steht in „medium magazin“ 2-2017, Seite 38-39. Es ist digital im iKiosk verfügbar und kann gedruckt einzeln gekauft oder abonniert werden.