Stefan Plöchinger: „Wir müssen den Anspruch haben, unsere Leser schlauer zu machen“

Stefan Plöchinger tritt mit klarem Kompass seinen neuen Job beim „Spiegel“ an. Der künftige Leiter Produktentwicklung der Spiegel-Gruppe skizziert im Interview des „medium magazins“ Visionen zum digitalen Journalismus der Zukunft. Plöchingers oberstes Ziel: „Wir müssen den Anspruch haben, unsere Leser schlauer zu machen, ja: sie in die Lage versetzen wollen, über sich selbst hinauszuwachsen.“

Stefan Plöchinger, neuer Head of Product beim Spiegel
Nach sieben Jahren bei sz.de geht Stefan Plöchinger Anfang 2018 zum Spiegel. Foto: Conny-Mirbach

Für ihn ist sein künftiger Job ein Rätsel – doch genau das sei Absicht: „Für mich verrät dieses Rätseln über meinen neuen Jobtitel viel über den Weg, den unsere Branche noch zu gehen hat.“ Plöchinger sieht sich beim „Spiegel“ in der Rolle des Chef-Produktentwicklers künftig als „Scharnier zwischen den Print- und Onlineredaktionen und den vielen Verlagsabteilungen“. Der Verlag habe ihm die neuartige Position angeboten, woraus Plöchinger schließt: „Die Einstellung stimmt.“ In der Branche sieht er jedoch noch viel Nachholbedarf an Wissen über den digitalen Wandel: „Die Gesellschaft und viele Leser sind gerade auch in ihren Erwartungen weiter als mancher Kollege.“Im Interview äußert sich Stefan Plöchinger erstmals ausführlich, seitdem bekannt wurde, dass der bisherige Online-Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ im Januar zum „Spiegel“ wechselt.

Angesprochen auf Bezahlmodelle mit Zukunft stellt Plöchinger klar, dass für ihn die effektivste Paywall ein Modell sei, in dem der Verlag selbst Abos verkauft und sich nicht über Plattformen vermarktet: „Nur damit verdienen wir pro Leser genug Geld, und es hat sich gezeigt, dass viele Fans unserer Marken das auch verstehen und bereit sind, langfristig in Medien zu investieren, deren aufklärerischer Kraft sie vertrauen. Man muss sie nur gescheit darum bitten.“

 

Im Interview von Annette Milz und Mirko Lorenz beschreibt Plöchinger weitere Faktoren für erfolgreiche Nachrichten-Marken im Netz und fordert Redaktionen auf, ihre „Nerds“ intern für Experimente freizuspielen. Das Interview ist Teil des Themenschwerpunkts Zukunft in „medium magazin“ 06-2017. Das Heft ist digital im iKiosk verfügbar und kann gedruckt einzeln gekauft oder abonniert werden.