„Die Klischees sind stark“: die „Edition F“-Macherinnen im Interview

Deutsche Verlage verharren noch immer in veralteten Frauenbildern, kritisieren die Macherinnen des Medien-Startups Edition F. „Die Klischees, die in Frauenmagazinen transportiert werden, sind noch so stark, dass darauf immer neue Medienmarken aufgebaut werden“, sagt Redaktionsleiterin Teresa Bücker im Interview des Journalistin“-Spezials von „medium magazin“ (Ausgabe 11-2016). Sie vermisst das Bild der selbstbewussten, ehrgeizigen, sehr weltoffenen Frau. „Die Nische, die wir besetzen, interessiert zu unserer Verwunderung keinen großen Verlag.“

Mit-Gründerin Nora-Vanessa Wohlert bedauert die geringe Investitionsbereitschaft im Medienbereich. Mit einem 850.000-Euro-Investment, über das „Edition F“ verfügt, würde ein Startup in den USA untergehen. Generell schätzt sie die Experimentierfreude etablierter Medien als gering ein: „Marken wie ‚Zeit Online‘ oder das ‚Manager Magazin‘ waren relativ schnell offen für eine Medienpartnerschaft mit uns, aber sie haben sich nicht getraut, so ein Experiment zu wagen – was es für uns ja auch erst mal war.“

Männer fragen nach dem Umsatz, Frauen nach der Idee

Vielen Wirtschaftsmedien unterlaufen laut Bücker noch immer „echte Handwerksfehler“, wenn sie über Frauen berichten. Managerinnen einen „flotten Feger“ zu nennen, setze Frauen bewusst herab auf eine Ebene unterhalb ihrer männlichen Kollegen. „Ich stoße mich sehr stark an der Sprache, die sehr oft sexistische Elemente hat“, sagt Bücker.

Frauen verfolgten im Wirtschaftsleben ein komplett anderes Wirtschaftsverständnis. Erfolg würden sie nicht in Umsatz und Gehältern definieren, sondern viel breiter. Wohlert fiel auf, dass sie als Gründerin von Männern meist auf die Zahlen angesprochen werde. „Frauen fragen eher: ‚Wie bist du denn auf die Idee gekommen, wie fühlt sich das an, Chefin zu sein und so was aufzubauen, welche Erfahrungen hast du da gesammelt?'“

„Edition F“ will 2017 mehr kostenpflichtige Webinare anbieten. Bei „Premium-Events“ sollen sich Frauen vernetzen. Ende 2017 könnte ein Freemium-Modell starten, sagt Wohlert, also ein Abo, das zahlenden Nutzerinnen das volle Angebot öffnet. Die Konzeption sieht vor, Abonnentinnen unter anderem eine Flatrate für Webinare anzubieten.

 

 

Das „medium magazin“ 11-2016 erscheint mit der jährlichen Sonderedition „Journalistin“. Anne Haeming hat Wohlert und Bücker für die Titelgeschichte interviewt (Seite 4 bis 9). Weitere Themen sind Führungsfrauen bei Regionalmedien, die Initiative Dverse sowie Frauen-Netzwerke.