Miriam Meckel verlängert bei der „Wirtschaftswoche“ und lernt Programmieren

Miriam Meckel bleibt Chefredakteurin der „Wirtschaftswoche“. Die 49 Jahre alte Kommunikationswissenschaftlerin ist sich mit Verleger Dieter von Holtzbrinck und Geschäftsführer Gabor Steingart einig, ihre Arbeit in Düsseldorf über 2017 hinaus fortzusetzen, sagt sie im Titelinterview der Novemberausgabe von „medium magazin“.

 

Ursprünglich sollte Ende 2017 ihre Beurlaubung an der Hochschule Sankt Gallen auslaufen. Meckel will die Marke WiWo vor allem digital weiterentwickeln und ist generell „total optimistisch“, was die Entwicklung der Medien angeht. Allerdings sei Eile bei der Transformation geboten: „Wir müssen jetzt damit anfangen, in fünf Jahren ist es zu spät, auch wenn das Blatt als Abo-Magazin aktuell immer noch eine große Rolle spielt.“

 

Meckel verpflichtet ihre Redaktion, konsequent für alle Kanäle zu arbeiten. In dem laufenden Prozess kämpft sie um Akzeptanz und gegen alte Gewohnheiten: „Das Herz manch eines Redakteurs ist auch heute noch ein einsamer Jäger, aber die Erkenntnis, dass wir alle Kanäle gleichberechtigt bestücken müssen, hat sich klar durchgesetzt.“ Um die interne Organisation zu verbessern, wird Meckel mit dem Umzug in das neue Verlagsgebäude 2017 einen „Decision Desk“ einrichten.

Coden lernen mit Kinder-App

In ihrer Redaktion werden künftig häufiger Journalisten, Datenanalytiker und Programmierer zusammenarbeiten. Denn deutsche Journalisten müssen nach Meinung von Miriam Meckel besser gerüstet sein, um Manipulationsmöglichkeiten im Internet zu erkennen. „Man kann nicht ‚Das Netz diskutiert über …‘ schreiben, ohne die technischen Hintergründe zu kennen“, sagt die „Wirtschaftswoche“-Chefredakteurin. Meckel versucht mit gutem Beispiel voran zu gehen und bringt sich mit Hopscotch, einer App für Kinder, selbst das Programmieren bei. „Wer die digitale Welt mitgestalten will, muss ihre Sprache sprechen.“

 

Gegen die derzeitige „Lügenpresse“-Stimmung setzt Meckel das persönliche Gespräch. Im direkten Austausch öffne sich häufig auch die Gegenseite für Argumente. Das sei um so wichtiger, da unsere Gesellschaft 250 Jahre zurück zu fallen drohe, vor die Zeit der Aufklärung. „Derzeit schwingt das Pendel, bedingt durch die politische Dimension der Flüchtlingssituation und die damit verbundene Verunsicherung vieler Menschen, rückwärts“, beobachtet sie.


Das komplette Interview mit Meckel, das Chefredakteurin Annette Milz führte, lesen Käufer und Abonnenten in der aktuellen Ausgabe von „medium magazin“ Heft 11-2016 (S. 20-25) mit dem Themenschwerpunkt „Zukunft der Medien“ und der Jahresedition Journalistin 2016. Weitere Themen sind Social Bots, eine neue Diskussionskultur und Zentralredaktionen.