Paul Ronzheimer: „Auch die Guten müssen überprüft werden“

Paul Ronzheimer (BILD) und Katrin Eigendorf (ZDF) sind mit ihrer herausragenden Berichterstattung zu den journalistischen Gesichtern des Kriegs in der Ukraine geworden. Ein Gespräch mit den beiden „Journalist:innen des Jahres 2022“ über Kollegialität, belastende Träume und den Krieg als Zeitenwende im Journalismus.

Interview: Alexander Graf, Annette Milz

Dieses Interview ist in „medium magazin“ 06/22 erschienen. Alle Preisträger:innen der JdJ 2022 finden Sie hier

Herr Ronzheimer, welche drei Eigenschaften fallen Ihnen zu Katrin Eigendorf ein?

Paul Ronzheimer: Mutig, professionell, nah dran.

Und wie würden Sie Paul Ronzheimer charakterisieren, Frau Eigendorf?

Katrin Eigendorf: Risikobereit, schnell dort, wo man sein muss, und sehr profiliert als Journalist.

Foto: Miriam Stanke

Was eint Sie in ihrer journalistischen Arbeit – und was trennt Sie?

Ronzheimer: Ich glaube, uns eint wahnsinnig viel. Wir waren beide sehr früh in der Ukraine, haben uns dort 2014 kennengelernt. Und wir waren uns immer sehr einig, was unsere Vorstellungen von Journalismus betrifft. Nämlich, dass man als Reporter vor Ort sein muss und dazu auch mal ein gewisses Risiko eingehen muss. 

Eigendorf: Uns eint auf jeden Fall die Vorstellung, dass man guten Journalismus als Reporter nicht aus der Distanz machen kann. Man muss vor Ort nah rangehen – auch wenn das in einem Kriegsgebiet natürlich mit Gefahren verbunden ist. Und uns eint ein Verständnis von Kollegialität, die in Kriegs- und Krisensituationen wichtig ist. Klar, wir sind auch Konkurrenten, aber mit Paul kann ich mich offen austauschen. Ich rufe ihn auch mal, wenn ich eine Frage habe, weil ich weiß, dass er eine ehrliche Antwort gibt und auch einfach mal einen Tipp teilt.  

Ronzheimer: Diese Kollegialität ist tatsächlich etwas Besonderes – das habe ich mit dir auch immer so erlebt. Ich habe auch das Gefühl, dass Konkurrenz eine viel kleinere Rolle spielt als beispielsweise in der Parlamentsberichterstattung.

Diese Einigkeit überrascht aufgrund der Unterschiedlichkeit Ihrer Arbeitgeber. Gibt es also auch etwas, was sie trennt?

Ronzheimer: Natürlich bin ich für ein Boulevardmedium unterwegs, dessen Berichterstattung noch etwas emotionaler, zugespitzter und personalisierter ist. Aber grundsätzlich ist mein Eindruck, dass die meisten Krisenreporter unabhängig vom einzelnen Medium sehr viel eint. Mir fiele jetzt nichts ein, wo sich die Arbeitsweise oder Grundsätze kolossal unterscheiden würden.

Eigendorf: Sicher wird unser Journalismus auch durch die Medien geprägt, für die wir arbeiten. Wir stehen ja für die große Bandbreite der demokratisch gesinnten deutschen Medienlandschaft. Dabei habe ich mich bewusst für die Arbeit bei einem öffentlich-rechtlichen Sender entschieden, weil das zu mir besser passt. Es ist mir wichtig, Geschichten in der Tiefe zu analysieren und ihre Grautöne herauszuarbeiten. Ich glaube, da würde ich schon einen Unterschied zu dem sehen, was du machst, Paul. Du musst die Geschichten ja schon aufgrund des Platzes und der Zielgruppe mehr zuspitzen.

Ronzheimer: Gerade die Auslandsberichterstattung bei Bild hat sich aber durch Digitalisierung und neue Ausspielwege verändert: Diese absolute Zuspitzung auf 80 oder 100 Zeilen ist nicht mehr so dominant. Im Blatt gibt es sie noch, aber online können wir auch in der Länge so erzählen, wie wir Lust haben.

Sie würden also Frau Eigendorf widersprechen, dass man im Boulevard nicht so in die Tiefe gehen kann?

Ronzheimer: Ich glaube schon, dass auch bei uns analytische Stücke funktionieren. Wenn etwa mein Kollege Filipp Piatov über Putin schreibt, dann hat das eine wirklich tiefe analytische Kraft. Und ich glaube auch bei meiner Berichterstattung aus der Ukraine kann man sehen, dass diese sehr in die Tiefe geht.

Eigendorf: Ja, aber die Frage ist, ob das bei abseitigeren Themen, die eben nicht ganz so prominent sind, auch noch geht. Ich denke schon, dass wir weitaus mehr Platz für Grautöne und Hintergründe haben.

Ein Unterschied war jedenfalls zu Beginn des Krieges zu sehen: Da entschied man sich bei den Öffentlich-Rechtlichen, erst einmal keine Leute ins umkämpfte Kiew zu schicken. Paul Ronzheimer war derweil vor Ort. Wie frustrierend ist es für Sie, Frau Eigendorf, wenn man von so einem Apparat abhängig ist?  

Eigendorf: Wir waren von Kriegsbeginn an in der Ukraine, ich habe in der Nacht zum 24. Februar die Grenze überschritten. Aber genau zu dieser Zeit haben wir unser Team aus Kiew abgezogen – und ich habe ja schon mehrfach gesagt, dass ich das für eine Fehlentscheidung gehalten habe. Ich wollte nach Kiew, mein ganzes Team vor Ort stand dahinter. Auch von unseren Sicherheitsberatern wurde das Risiko als kalkulierbar eingestuft. Aber das Haus hat anders entschieden. So eine Entscheidung wird immer in einem breiten Gremium gefällt – das muss man als Reporterin akzeptieren.

Es ging dabei um Sicherheitsbedenken …

Eigendorf: Ja, man war in Mainz der Meinung, dass es zu gefährlich sei. Und es war ja durchaus auch gefährlich. Als zum Beispiel Paul und einige andere Kollegen in Kiew waren, drohte die Stadt zeitweise, von der russischen Armee eingekesselt zu werden. Wir haben das vor Ort nicht auf die leichte Schulter genommen – aber ich bin überzeugt, für gute internationale Kriegs- und Krisenberichterstattung muss man auch bereit sein, Risiken einzugehen.

Wie hat Bild Sie denn abgesichert in der Situation, Herr Ronzheimer?

Ronzheimer: Wir haben ein großes Team, das sich von Berlin aus darum kümmert. Ich konnte mich auf meine (damaligen, d.Red.) Chefs Johannes Boie, Alexandra Würzbach und Claus Strunz immer großartig verlassen und sie haben meiner Einschätzung vertraut. Das ist sehr wichtig. Es war natürlich eine brenzlige Situation. Meine Mutter hat mir häufig geschrieben und gesagt: hau da ab. ich habe für mich gesagt, solange CNN und die anderen Großen dort sind, bleibe ich auch – denn wenn die Russen reinkommen, werden die uns schon nicht alle erschießen. Die Gefahr war für ukrainische Journalisten größer als für ausländische Reporter.

Foto: Miriam Stanke

Gibt es für Sie beide einen persönlichen Wendepunkt, an dem sich Ihr Bild dieses Kriegs nachhaltig verändert hat?

Ronzheimer: Für mich war das, als klar wurde, dass Kiew doch nicht fällt. Die Anspannung in diesen Tagen war enorm und der Ausgang ja lange offen – es gab damals viele Experten, die den Fall der Stadt in den kommenden 48 Stunden prophezeiten.

Eigendorf: Ich sehe das ähnlich. Es war der erste große militärische Misserfolg, den die russische Armee in diesem Krieg zu verzeichnen hatte – und der größte moralische Erfolg für die Ukraine. Innenpolitisch, aber auch in der internationalen Wahrnehmung. Kaum jemand hatte ja wirklich erwartet, dass die Ukrainer das russische Militär zurückzuschlagen könnten. Der Abzug der Russen und die anschließende Entdeckung des Massakers von Butscha waren aber auch ein Wendepunkt für mich, weil wir erstmals Augenzeugen wurden, mit welcher hemmungslosen Brutalität die russische Armee und ihre Söldner gegen Zivilisten vorgehen. Da habe ich auch begriffen, was dieser Krieg wirklich ist – nämlich viel mehr als das, was man vorher angenommen hatte. Es geht nicht um Territorium oder politischen Einfluss. Es ist ein Vernichtungskrieg gegen ein Volk.

Ronzheimer: In den Kriegs- und Krisenregionen dieser Welt, wo ich in den vergangenen Jahren war, hat man immer viele Tote gesehen und auch viel Gewalt. Aber dass man über eine Straße läuft, wo ein Dutzend Zivilisten tot auf der Straße liegen, die gerade noch einkaufen waren, mit einem Kartoffelsack in der Hand – diese Unmittelbarkeit und auch die Sichtbarkeit der Beweise, das habe zumindest ich zuvor noch nicht erlebt. 

Frau Eigendorf schreibt in ihrem Buch, die Ereignisse hätten viele deutsche Medienhäuser unvorbereitet getroffen – obwohl man es seit 2014 hätte ahnen können. Stimmen Sie dem zu?

Ronzheimer: Ich glaube, Bild hat die Gefahr, anders als viele andere Medien, von Anfang an sehr klar benannt. Ich kann mich an Kommentare aus der Zeit um 2014 erinnern, die ganz klar davor warnen, dass Kiew angegriffen werden wird, wenn es keine härteren Sanktionen gibt. Bild hat Angela Merkel auch jahrelang für Nordstream 2 kritisiert.

Es geht dabei ja auch um eine neue Form der hybriden Kriegsführung, bei der mithilfe von Desinformation bestimmte Narrative etabliert werden sollten.

Ronzheimer: Diese russische Desinformation und Staatspropaganda war doch 2014 schon sehr deutlich war. Ich kann mich etwa erinnern, wie wir bei der sogenannten Wahl in Donezk dokumentiert haben, wie jemand zu verschiedenen Uhrzeiten zehnmal für Russland abgestimmt hat. Das war absurd.

Was meinen Sie also genau damit, wenn Sie von „unvorbereiteten Medienhäusern“ schreiben, Frau Eigendorf?

Eigendorf: Ich glaube, dass eine Sache, die wir immer als journalistische Grundtugend gelernt haben, nicht mehr funktioniert. Nämlich, dass man auch in Kriegen immer alle Parteien zu Wort kommen lassen und ihre Perspektiven zeigen muss – und zwar auch dann, wenn sie uns vielleicht nicht gefallen oder fragwürdig erscheinen. Der große Vorteil der Bild-Zeitung war natürlich, dass ihr euch sowieso auf dieses Prinzip gar nicht so festlegen musstet. Bei uns im Haus wird aber zum Beispiel bei der Abnahme von Beiträgen appelliert, wo denn jetzt hier die russische Perspektive bleibe. Aber das funktioniert so schematisch angesichts von staatlicher Desinformation heute einfach nicht mehr. Russland hat damit sehr klug gespielt. Sie haben diese journalistische Tugend dafür genutzt, ihre Narrative und Lügen zu platzieren. Etwa bei der Behauptung, Butscha sei eine Inszenierung der Ukraine gewesen. Wenn aber solche Lügen auf die gleiche Ebene wie die Wahrheit gehoben werden, dann ist das kein guter Journalismus mehr, sondern Desinformation.

 Sie schreiben deshalb auch von einer Zeitenwende für den Journalismus.

Eigendorf: Ja, weil ich überzeugt bin, dass wir unsere journalistischen Prinzipien an die neuen Realitäten anpassen müssen. Wir haben es heute mit Informationskriegen zu tun. Russland destabilisiert den Westen nicht über nur über die Bedrohung mit Atomwaffen, sondern sehr lange schon über Desinformation und die Unterstützung radikaler Gruppierungen. Man kann das alles in der russischen Militärdoktrin nachlesen, die 2010 schon öffentlich gemacht wurde. Es ist alles bekannt, aber auch Medien in Deutschland haben sich viel zu spät damit auseinandergesetzt.

Foto: Miriam Stanke

Neu ist auch die Flut an Bildern und Videos aus diesem Krieg. Kommen Sie bei der Verifikation überhaupt noch hinterher?

Ronzheimer: Der Reporter vor Ort kann das eigentlich nicht machen. Das Material analysiert und prüft ein redaktionelles Expertenteam in Deutschland. Aber natürlich ist es für die Einschätzung extrem wichtig, jemanden vor Ort zu haben, dem man vertrauen kann. Ich erinnere mich an ein Beispiel im Oktober, wo das ukrainische Verteidigungsministerium eine Goldkiste voller Zähne veröffentlichte und sinngemäß sagte, die Russen hätten diese Ukrainern ausgerissen. Aber mir kam das komisch vor, deshalb habe ich gesagt, die Geschichte machen wir jetzt erstmal nicht. Stattdessen sind wir zur Recherche dorthin gefahren, wo rauskam, dass die Kiste einem Zahnarzt entwendet worden war und die Russen mit dieser Form der Folter zwar gedroht, diese aber nicht angewendet hätten. Das zeigt natürlich, dass in einem Krieg auch die vermeintlich gute Seite immer wieder überprüft werden muss.

Eigendorf: Ich sehe unsere Aufgabe ähnlich. Aus Afghanistan kursierten im Netz immer wieder Drohbriefe, die ehemalige Ortskräfte angeblich von den Taliban bekommen hätten. Da werde ich aus der Redaktion gefragt, können wir das veröffentlichen? Und dann sage ich manchmal: Vorsicht, das scheint mir ein Fake zu sein. Die Taliban bringen Menschen um, aber in der Regel kündigen sie dies nicht mit Briefen und Stempel an. Wenn es also um diese Flut von Informationen geht, ist die Einschätzung des Reporters und das Vertrauen in ihre oder seine Einschätzung sehr wichtig. Allerdings braucht es eben auch dieses enge Zusammenspiel mit dem Expertenteam in der Redaktion daheim. Ich hatte beispielsweise mal ein Video auf Twitter gepostet, das ich wieder löschen musste, nachdem mich die Videoredaktion darauf hingewiesen hatte, dass es schon 2017 veröffentlicht worden war.  

Welche Rolle spielt denn für Sie beide in Ihrer Arbeit Social Media?

Ronzheimer: Gerade bei den Jüngeren, zwischen 25 und 45, bemerke ich ein sehr großes Informationsbedürfnis. Und diese Zielgruppe kann ich bei Twitter noch einmal ganz anders erreichen. Manchmal twittere ich auch auf Englisch, beispielsweise bei einem Selenksi-Interview, und kann damit auch eine internationale Audience beliefern. Viel wichtiger sind aber noch die Recherchemöglichkeiten, die Twitter mir bietet. Da ist man oft einfach schneller informiert, wenn man bestimmten Leuten folgt. Natürlich muss man dabei aufpassen, ob diese vielleicht aktivistisch unterwegs sind.

Eigendorf: Social Media bieten etablierte und wichtige Kanäle, sowohl in der Art, wie wir Journalisten Informationen verbreiten, aber auch wie wir sie erhalten. Gerade in totalitären Staaten in denen es keine freie Presse gibt, sind Social Media für uns wichtige Quellen. In der Ukraine nutzen selbst die offiziellen Regierungsstellen Telegram, Twitter sehr aktiv, um zu informieren. Und ich nutze diese Kanäle auch, um die Geschichte aus einer etwas anderen Perspektive zu erzählen oder eben auf ein Detail zu verweisen, das mir wichtig erscheint.

Auf den Plattformen funktioniert Personalisierung besonders gut. Wie wichtig ist es also für den Journalismus, dort im Wortsinne Gesicht zu zeigen?

Ronzheimer: Das war doch auch schon in klassischen TV-Zeiten wichtig – denken Sie nur an Antonia Rados im Irakkrieg. Es schafft in Krisenzeiten einfach Orientierung und Vertrauen, wenn man die Menschen, die einem das Geschehen einordnen sollen, wiedererkennt.

Ihnen wirft man das aber immer wieder als Selbstinszenierung vor.

Ronzheimer: Ich glaube, dass es für viele einfach ungewöhnlich war, als Bild mit Videoberichterstattung begonnen hat: Was macht denn jetzt der Ronzheimer da auch noch auf dem Bildschirm? Dabei ist das ja eine klassische journalistische Gattung – Katrin ist im ZDF auch immer live zugeschaltet und im Fokus.  Deshalb habe ich diese Kritik nie so ganz verstanden.

Eigendorf: Das ist eine Sache, die wir uns als Reporter ja nicht ausgesucht haben, sondern ein Trend in der Medienlandschaft. Und es stimmt, dass an das Gesicht eines Journalisten auch Vertrauen geknüpft ist. Dennoch würde ich davor warnen, das zu überstrapazieren, weil wir gerade junge Kolleginnen und Kollegen damit überfordern können. Ich habe schon Berichte gesehen, wo sie einfach nach vorne geschoben wurden und sich selbst zur Story machen sollten – das darf aber nie zum Selbstzweck werden. Ich würde also auch sehr vorsichtig mit diesem Begriff „Gesicht des Krieges“ umgehen, das finde ich für Journalisten problematisch. Jeder Krieg hat ganz viele Gesichter, und das sind vor allem die Opfer.

Ronzheimer: Das sehe ich absolut genauso. Denn wenn ich noch einmal diese Kritik an mir aufgreife: Ich kann ihnen unzählige Geschichten zeigen, wo wir immer wieder über die Opfer und die Menschen vor Ort berichten – und dabei natürlich diese im Vordergrund stehen und nicht ich.

Sie handhaben Twitter sehr unterschiedlich. Paul Ronzheimer ist dort aktiver, auch mit persönlichen Einschätzungen. Katrin Eigendorf teilt dort eher ihre ZDF-Beiträge. Steckt eine interne Social-Media-Richtlinie dahinter?

Eigendorf: Überhaupt nicht, es ist einfach der Zeit geschuldet. Wir berichten im Prinzip von morgens bis abends, also vom Morgenmagazin bis zur letzten Nachrichtensendung im heute journal. Zwischendurch muss man noch drehen und etwas erleben. Es ist ein unglaubliches Arbeitspensum. Twitter wirkt immer so, als könne man schnell mal etwas raushauen, aber ich finde, es ist sehr viel Arbeit, in so einem kurzen Format wirklich etwas Kluges und Relevantes abzusenden, ohne dass es in eine Schieflage gerät. Deshalb verlinke ich eher mal auf interessante Dinge. Ich sehe mich mehr als Verteiler und nicht als jemand, der mit seiner Meinung ständig präsent sein muss. Aber manchmal bin ich das dann eben auch, wenn es mir besonders wichtig erscheint. 

Bei der Zuspitzung auf wenige Zeichen hilft sicher die Boulevardschule.

Ronzheimer: Na ja, auch bei mir saß sicherlich nicht jeder Tweet, manche würde ich so heute nicht mehr schreiben. Man bräuchte vielleicht manchmal die Möglichkeit, vorher die eigene Emotionalität und Betroffenheit zu messen. Aber ich finde gleichzeitig, dass man durchaus auch mal etwas zugespitzt über Twitter transportieren darf.

Zugespitzt war auch die Debatte in Deutschland. Wie haben Sie diese wahrgenommen?

Ronzheimer: Ich fand das teilweise wirklich schlimm. Schon die Besetzung der Talkshows hat mich aufgrund der mangelnden Expertise verzweifeln lassen. Und dann diese offenen Briefe und vermeintlichen Experten, die noch Monate nach dem russischen Abzug aus dem Gebiet um Kiew sinngemäß sagen, es bringe doch nichts, die Ukraine mit Waffen zu unterstützen. Da fasst man sich schon an den Kopf als Reporter und möchte ihnen zurufen: Fahr doch mal hierher, sprich mit Ukrainern, Militärs und Offiziellen, bevor du dich in eine Talkshow setzt und so etwas erzählst.

Wie frei können Sie sich denn vor Ort wirklich einen Eindruck verschaffen?

Eigendorf: Wir können in der Ukraine relativ frei arbeiten. Die Regierung kontrolliert unsere Arbeit nicht und selbst wenn Militärs uns in bestimmte Gebiete begleiten, können wir frei mit Menschen reden. Ich hatte noch nie eine Aufsichtsperson neben mir, die mich daran gehindert hätte. Einschränkungen erlebe ich vor allem durch die Sicherheitslage. Ich habe vorhin schon Mariupol erwähnt: Da konnte keiner von uns hin, weil die Wahrscheinlichkeit, das nicht zu überleben, viel zu groß gewesen wäre. Und gerade in den Gebieten, die umkämpft sind, geraten sie immer wieder an Checkpoints. Ohne Erlaubnis des Militärs geht es da nicht weiter. Man darf ohne Erlaubnis auch keine militärischen Objekte oder Soldaten filmen. Das bedeutet natürlich eine gewisse Einschränkung unserer Berichterstattung – das halte ich aber für normal. Die Einschränkungen auf russischer Seite sind ja von ganz anderer Dimension.

Dennoch gab es natürlich auch auf ukrainischer Seite Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Kriegsrecht. Es wurden etwa die Medien zusammengelegt, jetzt gibt es nur noch einen offiziellen Staatssender. Zudem ist das Parlament faktisch ausgehebelt, wehrfähige Männer werden an der Ausreise gehindert. Wie geht man in der Berichterstattung mit dieser Ambivalenz um?

Ronzheimer: Diese Ambivalenz gibt es natürlich. Dieses Thema wird sicher größer werden. Dass das jetzt in den ersten Kriegsmonaten nicht so war, ist meiner Ansicht nach ganz natürlich. Aber die Ukraine muss künftig sicher aufpassen – denn dass man von manchen Themen dort nichts mehr hört, hat auch damit zu tun, dass es keine unabhängigen Medien mehr gibt. Zudem besteht beim Kriegsrecht immer die Gefahr, dass es manche Leute benutzen, um ihre Macht auszunutzen oder zu festigen. Gerade das Militär versucht das manchmal bei der Vergabe bzw. dem Entzug von Akkreditierungen, bisher konnten wir das aber immer abwenden. Grundsätzlich stimme ich aber Katrin zu: Wenn man dann vor Ort ist, kann man sehr frei arbeiten. 

Wenn das große moralische Bild in einem Konflikt so eindeutig ist, wie in diesem: Fällt es dann schwerer, auch über Missstände auf Seiten der Angegriffenen berichten, weil man vielleicht die nötige Solidarität in Deutschland nicht schwächen möchte?

Eigendorf: Das wäre erst einmal ein völlig menschlicher Impuls. Aber natürlich ist das auch eine Gefahr, die man immer mitdenken muss – und es wäre ein klarer journalistischer Fehler. Also: Natürlich ist die Ukraine eindeutig das Opfer und Russland Täter. Aber es ist nicht meine Aufgabe, Stimmung zu machen, sondern über diesem Krieg so authentisch wie möglich zu informieren. Gleichzeitig glaube ich jedoch wie Paul, dass wir unseren Blick noch mehr dafür schärfen müssen, was in der Ukraine passiert. Waffenschiebereien, das Korruptionsproblem, die Frage nach den tatsächlichen Opferzahlen: das dürfen wir nicht einfach unter den Tisch kehren. Am Ende ist es eine Frage der sauberen Gewichtung. .

Ronzheimer: Ich hatte schon so eine Situation, in der ich mich gefragt habe, was ich mit meiner Berichterstattung womöglich anrichte. Es ging um die Story mit den Zähnen, die ich bereits erwähnt habe: Da hat natürlich das ukrainische Verteidigungsministerium Quatsch erzählt – und wir mussten das bringen. Das Russische Staatsfernsehen hat es dann natürlich anschließend groß aufgemacht und für die eigenen Zwecke ausgeschlachtet. Das war kein gutes Gefühl und trotzdem journalistisch richtig.

Foto: Miriam Stanke

Frau Eigendorf, der Titel ihres kürzlichen erschienenen Buchs lautet: Wie die Ukraine unsere Freiheit verteidigt. Wie ist diese Formulierung mit der Forderung nach Objektivität vereinbar?

Eigendorf: Es gibt keine Objektivität – weder im Journalismus noch irgendwo anders. Das menschliche Gehirn ordnet Dinge immer aufgrund der jeweils eigenen Erfahrungen ein, wir müssen Prioritäten setzen, entscheiden, was wir für relevant halten, aussortieren. Man sollte deshalb unseren Lesern und Zuschauen immer klarmachen, dass ein Journalist mit seiner Perspektive an etwas herantritt. Unsere Aufgabe ist, faktenbasiert die Realität zu schildern und da, wo wir zu Einschätzungen kommen, diese zu begründen. Allerdings: Was ich in diesem Buch schreibe, würde ich in dieser Form nicht in einer Nachrichtensendung präsentieren können. Das ist ja ein ganz anderes Medium. Ich habe diesen Untertitel gewählt, weil ich einfach klarmachen wollte, dass es in diesem Krieg um viel mehr geht als oft angenommen. Es geht darum, in welcher Welt wir künftig leben werden, wenn wir es dulden, dass Gewalt wieder ein legitimes Mittel der Politik wird. Dann könnte Russland irgendwann auch Deutschland bedrohen.

Lassen Sie uns noch einmal über Ihre Arbeit vor Ort sprechen. Gibt es für Sie dabei ethische Grenzen der Berichterstattung?

Ronzheimer: Natürlich. Uns wurde angeboten, russische Kriegsgefangene zu interviewen. Das würde ich nicht tun. Denn diese Menschen stehen unter größtem Druck – ich weiß nie, ob sie vor dem Interview nicht bedroht worden sind.

Eigendorf: Die ethischen Grenzen sind durch die journalistischen Standards schon gut definiert. Aber wenn ich mir eine konkrete Situation vorstelle, wäre es etwa zu veröffentlichen, wenn Menschen schweres Leid angetan würde – bei Folter oder Erschießungen. Das halte ich für ethisch nicht vertretbar, es würde die Menschenwürde verletzen. Ich habe deshalb auch die Bilder von den Leichen in Butscha nicht verwendet.

Wie wichtig ist es, die Sprache im Einsatzgebiet zu beherrschen?

Ronzheimer: Ich ärgere mich ein wenig, dass ich nach 2014 nicht genügend Kraft hatte, um, Russisch und Ukrainisch zu lernen. Denn es ist natürlich immer ein kleiner Nachteil, die Sprache nicht zu beherrschen, Katrin hingegen spricht ja Russisch. Ich spreche meist entweder Englisch, was gerade bei jungen Leuten sehr gut funktioniert, oder verlasse mich auf meinen Dolmetscher, mit dem ich seit Jahren dort sehr vertrauensvoll zusammenarbeite.

Eigendorf: Man muss diesen Mitarbeitern vor Ort vertrauen können. Das ist nicht immer einfach, weil diese teilweise auch aktivistisch tätig sind. Aber man kann ja unmöglich alle Sprachen der Länder sprechen, in die man als Krisenberichterstatter reist. Was ich aber natürlich immer wieder merke: Wenn ich die Sprache beherrsche, kann ich mit den Menschen vor Ort viel schneller eine Verbindung aufbauen und das macht die Berichterstattung authentischer, als wenn man mit einem Übersetzer arbeiten muss. 

Eine grundsätzliche Kritik an Auslandsberichterstattung lautet, dass Reporter aufgrund von Sprachbarrieren nicht wirklich nah an die Menschen kommen und auch Inhalte falsch transportiert werden. 

Eigendorf: Beim Fernsehen ist das sicher ein Problem. Ich habe selbst schon oft gezuckt, wenn ich in Beiträgen Übersetzungen von Sprachen gehört habe, die ich selbst beherrsche. Da wird manchmal allzu frei übersetzt, und das ist gefährlich. Das kann die Glaubwürdigkeit von Medien beschädigen, deshalb bin ich selbst sehr genau bei Übersetzungen. Dennoch: Der beste Auslandskorrespondent ist nicht, wer der die größten Sprachkenntnisse besitzt, sondern wer das journalistische Handwerk am besten beherrscht

Eine weitere Kritik am Auslandsjournalismus ist der Fokus auf Krieg und Krisen. Dieser würde unter anderem zu einer News Fatigue bei Lesern und Zuschauern führen. Können Sie als Kriegsreporter damit etwas anfangen?

Ronzheimer: Darüber sollte man sich als Reporter vor Ort keine Gedanken machen. Ich kann ja nicht sagen, die Leute zuhause sind müde von all dem Leid, also fahre ich da nicht mehr hin. Aber natürlich kann man darüber nachdenken, vielleicht auch mal andere Ansätze für Geschichten und neue Perspektiven zu finden. 

Eigendorf: Ich kann das Phänomen der News Fatigue durchaus nachvollziehen, es ist ja recht gut erforscht, was die Flut schlechter Nachrichten mit den Menschen macht. Ich bin deshalb auch ein Fan des Konstruktiven Journalismus – die Welt ist nicht nur schwarz. Und auch aus der Ukraine kann man positive Geschichten erzählen. Der Krieg bringt im Menschen nicht nur das Schlechteste, sondern manchmal auch das Beste hervor. 

News Fatigue beschreibt ein Gefühl der Ohnmacht angesichts ständiger Krisen und Leid in den Nachrichten. Nun sehen Sie als Reporter selbst täglich Leid und können aufgrund ihrer Rolle nicht wirklich aktiv werden. Wie schützen Sie sich vor der großen mentalen Erschöpfung?

Eigendorf: Zunächst einmal muss man grundsätzlich bereit sein, sich solchen schmerzhaften Situationen auch zu stellen. Aber wenn man über viele Jahre aus Kriegs- und Krisengebieten berichtet, verändert das natürlich auch etwas bei einem selbst – das kann man nicht von der Hand weisen. Man muss das aber an sich heranlassen, weil gute Berichterstattung nach meinem Verständnis Herz und Verstand vereint. Gleichgültigkeit würde Zynismus bedeuten – und davor sollten Reporterinnen und Reporter sich immer verwahren. Ich kam in diesem Jahr aber tatsächlich an einen Punkt, wo ich auch mal eine Pause einlegen musste, weil es zu viel geworden war. Oft kommt das alles erst viel später hoch, die Leichen, die schrecklichen Situationen – und nicht im Moment des Erlebens.

Wie hat sich dieses Gefühl bemerkbar gemacht?

Eigendorf: Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich zu oft den gleichen Traum träume, der mir zeigt, dass mich das Gefühl der Ohnmacht belastet. Daraufhin habe ich im November entschieden, mir zwei Wochen Auszeit zu nehmen und bin mit mit Freunden nach Frankreich. Dort habe ich auch bewusst vermieden, permanent Nachrichten zu konsumieren. 

Ronzheimer: Es sind tatsächlich vor allem die Träume, die einen beschäftigen. Ich habe immer davon geträumt, dass die Russen in mein Hotelzimmer eindringen – einmal bin ich davon aufgewacht, wie ich meine Kopfhörer gegen die Wand geworfen habe, weil ich dachte, dort steht jemand. Man wird also schon ein bisschen verrückt und begreift manche Situationen erst später. Wir wurden beispielsweise mal von russischer Artillerie auf einer Straße beschossen – letztlich hat nur der Zufall über Leben und Tod entschieden. So etwas muss man hinterher aufarbeiten. 

Gemeinsam erlebte emotionale Ausnahmesituationen verbinden oft – wie schwer fällt es hingegen, sich mit Kollegen oder Freunden daheim auszutauschen?

Ronzheimer: Mit Kollegen geht das gut. Im Privaten versuche ich bewusst, nicht so viel aus Kriegsgebieten zu erzählen. Man überfordert andere damit leicht und riskiert, dass es dem Gegenüber vorkommt, als wäre jedes andere Thema dagegen oberflächlich oder unwichtig – was natürlich nicht der Fall ist. Sicher wollen Bekannte oft etwas wissen und man möchte dann nicht unfreundlich sein. Aber generell macht es normale Gespräche im Privaten leicht kaputt.

Gelingt es Ihnen grundsätzlich, Berufliches und Privates zu trennen?

Ronzheimer: Ja, ich denke schon. Wenn ich irgendwo privat hingehe, dann würde ich nicht darüber berichten, ohne es abzusprechen. Sowohl im Beruflichen als auch im Privaten geht es immer um Vertrauen. Und wenn man dieses Vertrauen einmal zerstört hat, dann kommt es auch so schnell nicht wieder.

Eigendorf: Das halte ich natürlich auch so. Ich würde aber nicht sagen, dass ich Beruf und Privates wirklich trennen kann. Mein Mann war viele Jahre Journalist, ein großer Teil meines sozialen Umfeldes besteht aus Journalisten, der Journalismus bestimmt mein Leben. Ich möchte da keine Trennlinie ziehen, das gehört einfach zu mir als Person.

Oft ist diese Linie ja auch nicht so eindeutig. Würden Sie sich etwa als Freund von Vitali Klitschko bezeichnen, Herr Ronzheimer?

Ronzheimer: Freund ist ein großes Wort, aber wir stehen uns sicherlich nahe, da wir viel Zeit miteinander verbracht haben, das will ich gar nicht leugnen.

Sie haben laut eines Berichts der „Welt“ einen Orden der ukrainischen Regierung für Ihre „Unterstützung“ bekommen. Ihre „mutige Berichterstattung“ habe Deutschland „die Augen geöffnet“. Haben Sie die Auszeichnung gerne angenommen?

Ronzheimer: Ich habe keinen Orden angenommen, sondern lediglich von der Ankündigung gelesen.

Springer selbst hat das doch über die „Welt“ verbreitet.

Ronzheimer: Axel Springer selbst hat gar nichts verbreitet. Ich jedenfalls habe mich noch nicht entschieden, ob ich überhaupt den Orden eines Landes annehmen möchte.

Warum müssen Sie überhaupt überlegen?

Ronzheimer: Ich habe mich damit noch nicht genügend auseinandergesetzt und will auch nicht einfach Leute vor den Kopf stoßen.

Würden Sie so einen Orden annehmen, Frau Eigendorf?

Eigendorf: Ich würde definitiv ablehnen. Aber ich kann das Hadern verstehen – wir Journalisten werden ja oft für Dinge ausgezeichnet, die in eine ähnliche Richtung gehen. Ich wurde zum Beispiel dafür ausgezeichnet, dass ich sehr empathisch die Situation der Frauen Afghanistans dargestellt habe. Das ist natürlich auch ein „Eintreten für etwas“. Aber dass eine Regierung Medienschaffende dafür auszeichnet, dass sie für ihre Belange eingetreten sind – das halte ich für problematisch.

Zum Schluss haben wir noch ein paar Steckbrief-Fragen für Sie. Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich zum Berufseinstieg raten?

Eigendorf: Ich würde raten, nicht noch einmal Journalistik studieren. Stattdessen: raus aus den Systemen, rein in die Welt, möglichst viel Wissen erwerben. Vielleicht Sinologie studieren. Oder Medizin. Oder Jura. Und vielleicht würde ich sogar raten, freie Journalistin werden.

Ronzheimer: Ich habe ja im Lokalen angefangen und genau das würde ich meinem jüngeren Ich wieder raten. Ich treffe so viele junge Kollegen, die immer gleich den großen Auslandskommentar und Leitartikel schreiben wollen. Dabei fehlt ihnen oft noch das Fundament – nämlich das Wissen darum, was eigentlich eine Geschichte ist. Das lernt man am besten im Lokalen.

Gab es einen Mentor oder eine Mentorin, der Sie geprägt hat?

Eigendorf: Einer meiner Mentoren war Ulrich Wickert. Ich habe in Paris studiert und das Glück gehabt, für ihn arbeiten zu dürfen. Er hat mich hart arbeiten lassen, mir so viele Möglichkeiten gegeben, mir gezeigt, wie man Filme macht. Ohne, dass ich jemals genau so werden wollte wie er, habe ich mich in seiner Begleitung entwickeln können. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ein guter Mentor ist fast das Wichtigste im Journalismus – das wird oft unterschätzt. 

Ronzheimer: Für mich war es zuerst Herbert Kolbe, langjähriger Chefredakteur der Emder Zeitung. Er hat mich begeistert für den Journalismus. Was den Auslandsjournalismus und die Kriegsberichterstattung betrifft, war es sicherlich Julian Reichelt. 

 Drei private Dinge, die Sie auf Recherche immer dabei haben?

Eigendorf: Gutes Parfum, ein bequemes Kopfkissen und ein Buch, das inhaltlich nichts mit dem Thema meiner Berichterstattung zu tun hat.

Ronzheimer: Ich habe immer ein Foto meines Freundes Carl Jakob Haupt dabei, der 2019 an Krebs starb.

Gibt es etwas, dass Sie aktuell in Ihrem Beruf hadern lässt?

Ronzheimer: Vielleicht das zunehmende Desinteresse an der Situation in der Ukraine.

Eigendorf: Ich bin jetzt seit vielen Jahren Reporterin und würde gerne aufgrund meines Wissens und der Erfahrungen noch einen Schritt weitergehen. Aber ich weiß auch noch nicht genau wohin. Ich würde gerne neue Formate mit entwickeln, es würde mir auch Spaß machen, mein Wissen weiterzugeben. Den Beruf der Journalistin liebe ich jedenfalls weiterhin zu 100 Prozent.

Was würden Sie sich zu Weihnachten von Ihrem Arbeitgeber wünschen?

Ronzheimer: Ich wünsche mir, dass Bewegtbild weiterhin ein zentraler Bestandteil der Marke bleibt – trotz des Wegfalls der Live-Strecken bei Bild TV.

Eigendorf: Ich wünsche mir, dass die öffentlich-rechtlichen Medien eine mutigere Debatte über ihre Zukunft führen. Dass wir nicht immer aus der Defensive heraus agieren, sondern offensiv mit uns ins Gericht gehen. Dass wir den Mut besitzen, Fehler einzugestehen und zu korrigieren. Nur so können wir auf Dauer das liefern, was die wichtige Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems ist: hervorragenden, unabhängigen Journalismus.


 

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 06/22. Die aktuelle Ausgabe 02/23 mit einer Recherche zu Funke-Chefin Julia Becker, einem Praxis-Special zu KI-Tools für Medienprofis, dem Dossier „Macht“ sowie ganz viel Nutzwert für die journalistische Berufspraxis ist ab sofort digital oder als Printausgabe hier erhältlich oder im ikiosk