Sportjournalisten 2014: die Laudatio

Philipp Maußhardt laudatiert, stellvertretend für den Publizisten Anton Hunger, den Sportjournalisten 2014 – Moritz Müller-Wirth von der „Zeit“, Birte Fuchs, Kai Schächtele und Christian Frey vom Projekt Brafus sowie Rafael Buschmann vom „Spiegel“:

Buschmann, Schächtele, Fuchs, Müller-Wirth (von links)

Verehrte Damen und Herren,

die Jury würdigt in diesem Jahr in der Kategorie Sport drei außergewöhnliche journalistische Leistungen, die eines eint: Sie alle haben eine gesamtgesellschaftliche Dimension und zeigen, welche Breitenwirkung Sportthemen auch über den Spielfeldrand hinaus erzielen können.

„Hooligans gegen Salafisten“ – es war eine explosive Mischung, die sich unter dieser Fahne zusammengefunden hatte. „Hooligans und Nazis vernetzen sich“ schrieb Rafael Buschmann schon im November 2013 auf Spiegel Online. Monate später tauchten die HoGeSa bundesweit auf und liefen in allen Nachrichten. „Buschmann blieb auch nach seinem ersten Artikel dran und schrieb kenntnisreiche Stücke über die Hool-Neonazis“, urteilte die Jury.

Auf Platz 3 in der Kategorie Sport fiel die Wahl auf Rafael Buschmann. Herzlichen Glückwunsch.

„Was denken die Brasilianer über das, was in ihrem Land passiert?“ Die „Geschichten hinter der Fassade“ lieferten die freien Kollegen Christian Frey, Birte Fuchs und Kai Schächtele mit „Brafus“. Sie reisten auf eigenes Risiko nach Brasilien, um multimedial im Web über die WM zu berichten. Eine herausragende Leistung. Die Begründung der Jury: „Das Team besetzte mit Brafus eine Leerstelle und brachte ihren Lesern Brasilien jenseits der Klischee nahe.“

Platz 2 in der Kategorie Sport errangen Christian Frey, Birte Fuchs und Kai Schächtele. Herzlichen Glückwunsch.

Thomas Hitzlsperger

Von 1872 bis 1988 existierte der Paragraf 175, der „sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts“ unter Strafe stellte. Heute, 27 Jahre nach ersatzloser Streichung des diskriminierenden Paragrafen, können aufgeklärte Zeitgenossen gar nicht mehr nachvollziehen, wie verbohrt eine Gesellschaft sein musste, die Homosexualität als „widernatürlich“ abstempelte. Ein Tabu allerdings hielt sich noch erschreckend lange: Die Homosexualität bei Sportlern. Bis die Wochenzeitung „Die Zeit“ das Tabu mit dem spektakulären Outing eines Fußballstars brach.Dies ist selbstverständlich und allem voran dem Mut von Thomas Hitzlsperger zu verdanken. Aber ohne die akribische Vorbereitung, ohne die ebenso kluge und sensible Begleitung der „Zeit“-Journalisten wäre dieser aufsehenerregende Schritt wohl kaum möglich gewesen. Ein beispielhaft verantwortungsvoller Journalismus.

Verantwortlich dafür ist Moritz Müller-Wirth gemeinsam mit Carolin Emcke, die als „Journalistin des Jahres 2010“ ebenfalls Mitglied der Jury ist und wie alle Juroren nicht zur Wahl stand.

Weil Moritz Müller-Wirth, sonst eher mit feuilletonistischen Themen befasst, aber noch dazu auch als Kolumnist während der Fußball-Weltmeisterschaft glänzte, verdient er nach Meinung der Jury zu Recht Platz 1 auf dem Siegertreppchen der „Journalisten des Jahres“ in der Kategorie Sport.

Herzlichen Glückwunsch.

Hier geht es zur Laudatio auf die Gewinner in der Kategorie Newcomer.

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