Terminal: Fragen an Jessica Weiß

Jessica Weiß (24)
ist die Chefin des wichtigsten deutschen Modeblogs „Les Mads“. Im Frühjahr 2007 hat sie das Blog zusammen mit Julia Knolle gegründet (die nun in Zukunft als Social-Media-Chefin die digitalen Plattformen von Condé Nast betreut). „Les Mads“ hat damals so schnell überzeugt, dass es schon kurz nach dem Start unter Burdas Flagge segelte.
Das Blog wurde 2010 mit dem Lead Award in Gold als Weblog des Jahres ausgezeich- net. Und das „medium magazin“ wählte Weiß und Knolle zu den „Top 30 bis 30“. In diesem Jahr war „Les Mads“ auch nominiert für den Grimme Online Award. Wer wissen will, wie schnell Modejournalismus sein kann, oder sehen möchte, wie moderner Bloggerjournalismus aussieht: www.lesmads.de.

1. Warum sind Sie Journalistin geworden?
Passiert ist es auf Umwegen, zu Beginn wollte ich meine Leidenschaften Mode und Schreiben unter einen Hut bringen.

2. Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, und was war das Thema?
Das Blog-Medium vereinfacht die Themensuche durch die Subjektivität: Der erste Bericht war ein Konzertrückblick!

3. Ihre Vorbilder im Journalismus?
Im Modebreich ist es Alfons Kaiser.

4. Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?
Wenn er Aktualität, Zeitgeist und eine fundierte Recherche verbindet.

5. Wie würden Sie in 140 Zeichen die Herausforderungen für den Journalismus charakterisieren?
Sich wenig umständlich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

6. Wie wichtig ist Klatsch?
Ein Zeitvertreib ohne wirkliche Bedeutung.

7. Mit welchem Ihrer Merkmale würde man Sie am treffendsten karikieren oder parodieren?
Vermutlich mit meiner Planungssucht und Sturheit.

8. Wo haben es Frauen im Journalismus schwerer und was sollte man dagegen tun?
Im Modejournalismus ist dies kaum gegeben, nur erhält die Sparte als solche nicht genügend Respekt.

9. Was sind Ihre persönlichen (handwerklichen) Stärken und Schwächen?
Eine Prise Humor, Schnelligkeit und nicht locker zu lassen gehören zu meinen Stärken, zu meinen Schwächen wohl, sich Zeit für Dinge zu nehmen und ein Stück weit verbissen zu sein.

10. Was macht Sie wütend oder ungeduldig?
Wütend machen mich nur Unwahrheiten, ungeduldig vor allen Dingen nicht vorhandene Multitaskingfähigkeiten und Warten.

11. Welche sozialen Medien und/oder Netzwerke nutzen Sie und wofür, wo sind Sie selbst Mitglied?
Ich nutze Twitter und Facebook.

12. Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen, und wie würden Sie es titeln?
Das habe ich bereits, es heißt „Modestrecke – Unterwegs mit LesMads“ und ist Anfang 2011 im Berlin Verlag erschienen.

13. Mit wem würden Sie gerne mal einen Tag die Rolle tauschen?
Da fällt mir leider niemand ein, aber ich würde mich gern mal einen Tag von außen betrachten können …

14. Auf welchen Beitrag sind Sie besonders stolz?
Weil ich täglich publiziere, kommen einige Artikel zustande. Am Ende freue ich mich immer über eine gelungene Mischung.

15. Ihr größter Flop?
Artikel, in die viel Arbeit geflossen ist, den Leser aber nur peripher interessieren.

16. Welche Medieninnovation schätzen Sie besonders?
Keine aktuelle Innovation, aber Google Maps hat mir schon in vielen Städten unendlich geholfen, ans Ziel zu gelangen.

17. Was lesen/ hören / schauen Sie morgens als erstes?
Zuerst schaue ich auf meine eigene Website, ob alles in Ordnung ist. Fernsehen schaue ich nicht und Musik wird auch erst eingeschaltet, wenn mir danach ist.

18. Generell: Ihre drei Lieblinge unter den Zeitungen, Sendungen und Websites?
“Die Zeit”, Dexter, wwd.com

19. Ihr liebstes Hobby?
Versuchen, Französisch zu lernen.

20. Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?
Keine bislang.

21. Sind Sie Mitglied einer Partei – und wenn ja, warum bzw. wenn nein, warum nicht?
Nein, diese Partei müsste erst gegründet werden.

22. Im nächsten Leben werden Sie …?
Hoffentlich musikalisch!

23. Welcher Rat (und von wem) hat Ihnen auf Ihrem beruflichem Weg besonders geholfen?
Immer auf den Bauch zu hören. Das haben mir schon viele liebe Menschen geraten.

24. Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?
Zumindest alles mit Humor genommen zu haben …

Der Fragebogen von Jessica Weiß erschien im aktuellen “Terminal”, siehe „Medium Magazin“ 7/8-2011, S. 66