Zehn Jahre „Chrismon“: Eine Beilage macht Karriere

Das Monatsmagazin „Chrismon“ – herausgegeben von der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) – feiert mit der Oktoberausgabe sein zehnjähriges Bestehen. Bernd Stößel fragte Chefredakteur Arnd Brummer nach der Jubiläumsstimmung:


Glückwunsch zum zehnjährigen von „chrismon“. Wie feiern Sie das Jubiläum?

Arnd Bummer, Chefredakteur von "Chrismon"

Arnd Brummer: Wir machen nichts Großes. Wir haben ja erst Anfang des Jahres 100 Jahre epd (Evangelischer Pressedienst) gefeiert. Im Heft gibt es einen Essay von Wolfgang Huber (Ex-Ratsvorsitzender der EKD), das war´s auch schon. Alles andere wäre „overdone“ – wir Protestanten sind nüchtern. Es ist einfach schön zu wissen, dass „chrismon“ kein Projekt mehr ist.

Wie fällt Ihr Blick zurück aus? War das Ende für das „Deutsche Allgemeine Sonntagblatt“, dessen Chefredakteur Sie ebenfalls fast zehn Jahre lang waren, für Sie ein emotionaler Moment?
Die Idee, eine Art „Mitgliederzeitschrift“ oder „Kundenmagazin“ für Protestanten zu machen, war aus Sicht der Kirche damals gewöhnungsbedürftig. Ich habe aber bereits Mitte der ´90er Jahre gesagt, dass die Wochenzeitung aus meiner Sicht ein Auslaufmodell ist. Übrigens war das „Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt“ (DAS) seinerzeit die erste Qualitätszeitung, die auf ein Tabloidformat wechselte.
Mir persönlich ist der Abschied vom DAS schon sehr schwer gefallen. Als politischer und Kulturjournalist konnte ich jede Woche in Leitartikeln die Weltlage kommentieren. Auf der anderen Seite war da der Reiz, des Neuen, für das „chrismon“ stand: Mit modernem Qualitätsjournalismus das Thema Glauben und Religion aus der „Musealität“ herauszuholen und Sinnfragen auch graphisch up-to-date zu behandeln.
Für die Redaktion des DAS war das Ende insofern schwierig, als sie mit zahlreichen Journalistenpreisen ausgezeichnet worden war. Es gab eine Art „An uns liegt es nicht.“-Stimmung.

Wird nun, zehn Jahre später, auch der „Rheinische Merkur“ von der Zeit eingeholt?
Die katholischen Bedingungen sind ganz anders. Der „Rheinische Merkur“ versteht sich auch – anders als seinerzeit das „Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt“ – als Stimme des Katholizismus.

Was macht für Sie das Wesen von „chrismon“ aus?
„chrismon“ ist das Biblischste, was der deutsche Protestantismus zu bieten hat: Wie das dicke Buch erzählen wir authentische Geschichten. Ohne missionarisch zu sein, enthält das Heft immer wieder Überraschendes. Zum Beispiel, wenn der Philosoph Rüdiger Safranski mit dem Geschäftsführer des Europaparks Rust über das Thema Risiken diskutiert.

Interview: Bernd Stößel

Info:
Im Jahr 2000 wurde das evangelische „Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt“, dessen Chefredakteur Arnd Brummer seit 1991 gewesen war, wegen rückläufiger Abonnentenzahlen eingestellt. Die Auflage der Wochenzeitung betrug zuletzt 46.000 Exemplare. Nach kontroversen Diskussionen innerhalb der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) fiel der Beschluss, künftig ein Monatsmagazin als Zeitungsbeilage herauszugeben. Dieses erschien erstmals im Oktober 2000, zunächst unter dem Titel „chrisma“, der aber bereits im Dezember 2000 in „chrismon“ geändert wurde. Das Magazin liegt jeden Monat der „Zeit“ sowie fünf Tageszeitungen, darunter die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und die „Süddeutschen Zeitung“, bei. Die Auflage beträgt 1,58 Millionen (IVW II / 2010).
Das Jubiläumsheft erscheint
am 26.09.2010 in „Der Tagesspiegel“
am 27.09.2010 in „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Potsdamer Neueste Nachrichten“ sowie
am 29.09.2010 in „Mitteldeutsche Zeitung“ und „Schweriner Volkszeitung“
am 07.10.2010 in „Die Zeit“

bs