Neues vom Agenturen-Wettstreit

Exklusive Einblicke in die Relaunch-Pläne von ddp/DAPD und was dpa vorhat: Daniel Bouhs über die neuen Kunden-und Planungsplattformen der Agenturen.

An diesem Montag (14.6.) wird ddp/DAPD-Chef Cord Dreyer nach Informationen von „medium magazin“ den Betriebsrat des Deutschen Auslands-Depeschendienstes (vormals AP-Deutschland) über sein neues Konzept informieren. Am Dienstag soll der Betriebsrat des Deutschen Depeschendienstes folgen. Winken die Arbeitnehmervertretungen die Pläne durch, zu denen auch viele Änderungen in den Aufgabenfeldern der Mitarbeiter gehören, steht am Donnerstag die Präsentation vor der Leitungsebene der Redakteure von ddp und DAPD an.

Kern der Überlegungen wird sein, was Dreyer im aktuellen „medium magazin“ (Nr. 6/2010) ankündigt, etwa die konsequente Zusammenlegung beider Dienste, den Start eines Investigativ-Pools, eine Ausweitung der ddp-Landesdienste und mehr „seitentragende“ Geschichten aus dem Ausland.
Dreyer wird seinen Leuten zudem den Start eines Kunden-Portals in Aussicht stellen – ebenfalls eine konkrete Alternative zum Erzrivalen, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Denn die ddp-Entwicklung „Newsplaner“ kommt, nachdem die dpa ihr „dpa News“ längst angekündigt hat. Während die dpa-Seite schon seit diesem Frühjahr im Probebetrieb läuft (nur für Kunden mit Passwort zugänglich), steckt die Plattform der Agenturallianz aus ddp und DAPD noch in der heißen Phase ihrer Entwicklung. Der Unterschied ist aber auch die Herangehensweise: „dpa News“, das ebenfalls an diesem Montag von dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner einigen Medienjournalisten vorgestellt wird, setzt konsequent auf eine händische Gewichtung und Platzierung des Ticker-Angebots – Redakteure werden die Seite steuern, wie das auch Kunden von Nachrichtenportalen wie „Spiegel Online“ tun. dpa-Chef Büchner hatte bereits im „medium magazin“ gesagt, so wolle sich dpa auch „die Probleme unserer Kunden zu eigen machen“. An den „Newsplaner“ von ddp/DAPD sollen keine Redakteure permanent Hand anlegen. Er dient damit nicht so sehr der Orientierung, wie das Modell der dpa.

Der neue ddp/DAPD Newsplaner mit Bewertungs- und Terminplaner-Service
Der neue ddp/DAPD Newsplaner mit Bewertungs- und Terminplaner-Service

Schwerpunkt Planungs-Service: Die teils fehlende Gewichtung mag eine Schwäche der ddp/DAPD-Plattform sein. Anders als „dpa News“ wartet Dreyers „Newsplaner“ indes mit einem ganz anderen wesentlichen Feature auf: Die Seite spiegelt alle Planungseinträge der Agentur wider, samt geplanten Stilformen. Kunden sollen per Sternchen-System die Termine aus ihrer Sicht gewichten können. Und so wie auf beiden Plattformen die Texte und Bilder kommentierbar sind und damit Agenturen einen technischen Rückkanal von ihren Kunden einführen, können ddp/DAPD-Kunden künftig anstehende Termine auch schon Tage und Wochen im Voraus anmerken. Kunden sollen der Agentur damit nicht nur sagen, was sie an der aktuellen Berichterstattung bemängeln oder sich ergänzend wünschen, sondern auch, was sie von den Agenturjournalisten für die nächsten Tage bevorzugt gebrauchen könnten.

Dreyer sagte dem „medium magazin“ aktuell: „Das Ranking ist uns extrem wichtig. Damit können wir uns auch erlauben, einen Termin mal wegzulassen, wenn ihn mehrere Kunden nur mit einem von fünf Sternen versehen haben, ihm also keiner Priorität einräumt, und wir unsere Journalisten für andere Themen einsetzen wollen.“ Damit erhalte seine Agentur „die Möglichkeit, Kundenbedürfnisse zu befriedigen, die wir ganz aktuell kennen, nicht nur aus Halbjahresgesprächen“. Dreyer weiter: „So kann auch aus einem Thema ein seitentragendes Stück mit vielen Bildern, Feature und Hintergrund werden, von dem wir ursprünglich dachten, es dürfte nur eine Meldung wert sein.“ Es gehe darum, „die Blattmacher in unseren Kundenredaktionen optimal zu beliefern“ und „unser Personal so optimal einzusetzen, dass möglichst wenig für die Tonne produziert wird“.

Der DAPD Newsplaner im Detail wie er sich seinen Kunden künftig präsentieren will

Dialog mit den Kunden. Im „ddp/DAPD-Newsplaner“ sollen Kunden analog zu „dpa News“ auch die Möglichkeit haben, mit den Autoren der Meldungen und Feature direkt Kontakt aufzunehmen. Anders als dpa wolle Dreyer aber keine Direkt-Rufnummern zu seinen Leuten mit jedem Stück weiterreichen, sondern lediglich E-Mails ermöglichen. Er halte zudem eher wenig davon, dass Kunden das schon versendete Material kommentieren, wie die dpa das vor allem vorhabe: „Das passiert am Ende des Produktionsprozesses. Wir brauchen hingegen einen Planer, denn unser Schwerpunkt in der Kundenbeziehung ist: Planung.“ Wer die Kunden vernünftig bedienen wolle, der brauche dafür einen Vorlauf und müsse früh wissen, was als Aufmacher in den Zeitungen und auf den Seiten geplant sei. „Wenn sich aktuell etwas auf dem Nachrichtenmarkt tut, ist es doch vor allem unsere Kernaufgabe als Agentur, zu entscheiden, was wir produzieren.“ Dreyers Plattform soll im Spätsommer starten. Der breiten Öffentlichkeit will er seine Pläne aber schon Ende Juni auf einer Pressekonferenz präsentieren.

Und dass seine Plattform auch das Ressort „Sport“ beinhalte heiße nicht, dass ein eigener Sportdienst geplant sei: „Das sind Sport-Geschichten, die es auf die Seite Eins von Zeitungen schaffen, also etwa Doping, Wettbetrug und die Planung von Sportevents, also Themen, die bei AP-Deutschland schon immer stattgefunden haben.“

update 12.21 Uhr: Zur Präsentation von „dpa-news“ und Strategie von Wolfgang Büchner:

dpa-Chef Büchner belächelte hingegen das ddp/DAPD-Konzept, das auf die Bewertung von Terminen und Nachrichtentexten setzt, wie sie etwa von Apples iTunes-Store bekannt ist. „Sternchen sind ein veraltetes und
überholtes Instrument. Es fördert nicht den Dialog, in den wir aber mit Kunden treten müssen“, so Büchner bei der Präsentation von „dpa News“ in Hamburg am Montagvormittag. „Der ernsthafte Dialog mit unseren Kunden mag aufwändiger sein als ein Sternchen-System. Ich finde ihn aber alternativlos.“

So soll Büchners "dpa news" aussehen
So soll "dpa news" aussehen

Mehr zu den konkreten Plänen und verschiedenen Beispielseiten von „dpa news“ siehe Beitrag „dpa news im Detail“

Text: Daniel Bouhs