Stephanie Dodt (Foto: NDR)

Stefanie Dodt

Freie Reporterin, NDR

Wichtigste Stationen?

– 2007 bis 2009: Volontariat bei Radio Regenbogen in Mannheim mit Station beim Rhein Neckar Fernsehen.
– 2008: erste Auszeichnung, eine „herausragende Leistung“ beim Axel-Springer-Preis für junge Journalisten. Kurz darauf: Medienpreis der Landesmedienanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), 1. Platz, Kategorie Volontäre.
– 2009 bis 2016: Studium, Bachelor und Master in Politikwissenschaft und Geschichte an den Universitäten München, Heidelberg und Buenos Aires (Auslandssemester).
– 2010 bis 2016: Studienbegleitende Journalistische Nachwuchsförderung (JONA) mit einem crossmedialen Ausbildungsprogramm, parallel zu Studien-Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung.
– 2010 bis 2016: Studienbegleitende Tätigkeit als freie Journalistin, als Nachrichtensprecherin sowie TV-, Radio und Print-Autorin von Berichten aus Deutschland und Lateinamerika, u.a. SWR (TV und Radio), NDR Info, dpa, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, taz, Deutschlandradio Kultur; Mitarbeit am Kinofilm „Dirty Games“ über Korruption im Sport.
– Seit Mai 2016: NDR Ressort Investigation, zuerst am Standort Berlin, seit August 2017 am Standort New York.
– 2018: Nominierung für den Grimme-Preis 2018, Kategorie Information & Kultur für „Story im Ersten: Komplizen? VW und die brasilianische Militärdiktatur“ sowie Auszeichnung mit dem Axel-Springer-Preis für die beste Investigative Recherche

Auf welche Geschichte sind Sie besonders stolz?

Mein bislang größtes Projekt war eine einjährige Recherche zur Verstrickung von Volkswagen in die Machenschaften der brasilianischen Militärdiktatur – ein Thema, auf das ich in Brasilien aufmerksam geworden war. Die Recherche mündete als gemeinsames Projekt von NDR, SWR und SZ in einen in der ARD ausgestrahlten 45-minütigen Dokumentarfilm (der auch ins Portugiesische übersetzt wurde), eine NRD Info Podcast-Serie und in mehrtägige Berichterstattung in der Süddeutschen Zeitung. Stolz bin ich auf das Projekt, weil es eine historische Ungerechtigkeit aufzeigen konnte, die bislang noch nicht aufgearbeitet worden war. Nach der Durchsicht tausender Dokumenten und dutzender Zeitzeugengesprächen konnten wir belegen, dass VW Brasilien seine eigenen Mitarbeiter offenbar an Brasiliens Militärdiktatur verraten hat, was für die Betroffenen teilweise zu monatelanger Folterhaft führte. Im Dezember letzten Jahres, fünf Monate nach der Veröffentlichung, hat sich Volkswagen erstmals öffentlich zu seiner Verantwortung bekannt und Bedauern in Richtung der Opfer ausgedrückt. Das war eine Anerkennung, die für die heute noch traumatisierten ehemaligen Arbeiter ein erster Schritt in die richtige Richtung war.

Was planen Sie als nächstes?
Ich lebe und arbeite seit einem Jahr in den USA für NDR, WDR und SZ, am ARD Studio New York. Gerade habe ich ein neues Rechercheprojekt begonnen, das sowohl in den USA als auch in Deutschland spielt.

Wie würden Sie gerne in zehn Jahren arbeiten?
Gar nicht viel anders als jetzt: vor allem in einem tollen Team von engagierten Menschen, die von den Inhalten und der Sache her denken und arbeiten. Das schätze ich am NDR Ressort Investigation sehr. Ich würde gerne weiter (internationale) Recherche- und Dokumentarfilmprojekte aus dem Inland und Ausland auf die Beine stellen. Für mich ist dabei die Arbeitsweise entscheidend, der Anspruch, der an Themen und Recherchen gestellt wird und die Zeit, die ihnen gegeben wird, um sie wirklich zu Ende recherchieren und erzählen zu können. Ich hoffe, dass in zehn Jahren eher mehr Budgets und Sendefläche als heute für diesen Journalismus zur Verfügung steht, um Missständen nachgehen, Probleme aufdecken und Diskussionen anstoßen zu können, und um in der multimedialen Umsetzung mehr Experimente wagen zu können.

Welcher gute Rat hat Ihnen in Ihrer Laufbahn besonders weitergeholfen?
Der schönste Rat kam von meinem Lebenspartner: Er hat mich immer ermuntert, Risiken einzugehen, um das zu tun, woran mein Herz hängt. Es hat sich bisher immer gelohnt, nicht den einfachen Weg zu gehen, nur um beispielsweise auf einen vermeintlich sichereren Job zu setzen. Außerdem: „Beschreibe die Dinge einfach, wie sie sind“ – der Rat meines Reportagetrainers in der Journalistenschule, Joachim Rogosch.

Welche/r Kollege/in hat Ihnen besonders geholfen?
Stephan Wels hat mich, seitdem ich im NDR Ressort Investigation angefangen habe, sehr unterstützt und gefördert, ihm und seinem Vertrauen in mich habe ich viel zu verdanken. Britta von der Heide hat mich geduldig durch den gesamten Prozess zu meinem ersten Dokumentarfilm begleitet und mich von ihr lernen lassen. Adrian Feuerbacher, der an mich geglaubt und mich vor geraumer Zeit animiert hat, den NDR nicht in Richtung Print-Recherchejournalismus zu verlassen, sondern von NDR Info zum Ressort Investigation zu wechseln. Jochen Graebert hat sich von meiner Leidenschaft für das VW Brasilien Thema anstecken lassen und für meinen ersten Sendeplatz in der ARD gesorgt, obwohl ich noch Neuling im Sender war. Julia Stein hat sich nach meinem ersten Themenvorschlag für meinen Start im Investigativ-Ressort eingesetzt.

Warum tun Sie eigentlich, was Sie tun?
Weil es so ein wunderbares Gefühl ist, Geschichten von Menschen weitererzählen zu können, die schlicht gehört werden müssen. Weil ich es genieße, in verschiedenste Lebensrealitäten einzutauchen und von ihnen zu lernen. Weil ich an einen Journalismus glaube, der hinter die Schlagzahlen blickt und Missstände im Sinne der Öffentlichkeit aufklärt. Weil es ein gutes Gefühl ist, wenn fünf Wege nicht funktionieren, um an eine Information zu kommen, aber einem noch ein sechster einfällt (und umso mehr, wenn der auch noch klappt). Weil ich so gern audio-visuell arbeite, und darüber nachdenke, wie man einen Menschen genau so zeigen kann, wie er ist. Weil es Spaß macht, an jedem kleinen Detail zu feilen, um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen. Und weil dieser Beruf die perfekte Dauer-Ausrede für neugieriges Fragestellen ist.

 

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