Daniel Laufer (Foto: Simon Langemann)

Daniel Laufer

Freier Journalist


Wichtigste Stationen?



Trimediales Volontariat beim Funkhaus Freiburg. Anschließend Redakteur bei fudder.de. Zurzeit Redakteur bei der Badischen Zeitung.

Auf welche Geschichte sind Sie besonders stolz?



Für die Badische Zeitung habe ich nach einer regelrechten Flut von Pressemitteilungen zur Arbeit einer Bundespolizeiinspektion an der Schweizer Grenze recherchiert. Dazu habe ich mehr als 28.000 Meldungen aus ganz Deutschland datenjournalistisch ausgewertet. So konnte ich belegen, dass diese Inspektion 2018 fast ein halbes Jahr lang überproportional häufig Meldungen zu illegalen Einreisen verschickt hatte, obwohl in Wirklichkeit deutlich weniger Migranten unerlaubt die Grenze überquert hatten als in vergleichbaren Zeiträumen zuvor. Ich habe in ganz Deutschland keinen anderen Fall gefunden, bei dem die Pressearbeit der Bundespolizei die Wirklichkeit so verzerrt hat. Wie es dazu gekommen war, wollte zunächst niemand plausibel erklären. Schließlich hieß es: „Die Anzahl der Pressemitteilungen wurde dem öffentlichen Interesse angepasst.“

Nach dem Tod von Walter Lübcke habe ich mit meinen Kollegen Arndt Ginzel und Gudrun Grossmann für das ARD-Magazin FAKT untersucht, wie Sicherheitsbehörden mit Menschen umgehen, deren Namen auf „Feindeslisten“ von Rechtsextremen standen – wie zuvor der des Kasseler Regierungspräsidenten. Das Ergebnis: Es gab große Informationsdefizite. Die Bundesländer handelten in solchen Fällen gänzlich unterschiedlich und zum Teil überhaupt nicht. Teils reagierte die Polizei von alleine und leitete Ermittlungen ein, mitunter gab sie sich selbst dann noch desinteressiert, wenn sich besorgte Betroffene bei ihr meldeten.

Was planen Sie als nächstes?
 

Ich werde die Badische Zeitung demnächst verlassen und freue mich darauf, bald in einem neuen Team bei einem anderen Medium noch mehr zu recherchieren und zu schreiben.

Wie würden Sie gerne in zehn Jahren arbeiten?
 


In einem Investigativteam, vermutlich bei einem Internet-Medium – wie auch immer ein solches in zehn Jahren aussehen mag. An einem Ort, an dem es nicht mehr um Gatekeepertum und Chronistenpflicht geht, sondern um Einordnung und Tiefe, weil diese immer wichtig bleiben werden. In einem Journalismus, der bereit ist, auch Zweifel zuzulassen, anstatt mit hastig fabrizierten Meinungsbeiträgen zu polarisieren. Gemeinsam mit jungen und dann nicht mehr ganz so jungen Kolleginnen und Kollegen, die in einer Zeit ausgebildet wurden, in der der ständige Wandel dazugehört hat und die tatsächlichen Gefahren andere waren.

Welcher gute Rat hat Ihnen in Ihrer Laufbahn besonders weitergeholfen?
 

In seinem „Deadline“-Blog hat Constantin Seibt vorgeschlagen, sich die Frage zu stellen: „Was bedeutet meine Story unter dem Spiegel des Universums?“ Was ziemlich vermessen klingen mag, macht den Unterschied zwischen einer Geschichte, die banal bleibt, und einer von Belang. Das gilt eigentlich immer, auch im Kleinen.

David Bauer hat in seinem Blog vor einigen Jahren begründet, warum es sich lohnt, als Journalist mit dem Programmieren anzufangen, ohne dadurch gelernte Entwickler ersetzen zu wollen: „Wer ihre Sprache versteht, dem erschließt sich eine zusätzliche Dimension an Kreativität.“ Damals hat mich das motiviert, heute weiß ich: Er hatte recht.

Welche/r Kollege/in hat Ihnen besonders geholfen?
 



Meine Kollegin Carolin Buchheim bei der Badischen Zeitung, von der ich so viel gelernt habe wie von sonst niemandem und die ich immer noch als Erste frage, wenn ich nicht weiterkomme.

Warum tun Sie eigentlich, was Sie tun?

Es geschieht zu viel Erstaunliches, dem ich nachgehen will, gibt zu viele Widersprüche, die ich hinterfragen möchte.

 

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