Malcolm Ohanwe (Foto: Bianca Taube)

Malcolm Ohanwe

Redakteur, BR Zündfunk


Wichtigste Stationen?



Meine allererste journalistische Veröffentlichung erfolgte 2009 als ich 16 Jahre alt war, in Form einer Rezension des Albums „Human“ von Brandy. Eigentlich verfasste ich unter dem Musikportal Rap2Soul.de einen langen Kommentar, den der Chefredakteur Jörg Wachsmuth so spannend fand, dass er mir anbot ihn auch als eigene Rezension zu veröffentlichen. Es folgten weitere Album-Kritiken und später habe ich dann auch mein multilinguales (englisch, deutsch & französisch) Popkultur-Interview-Format MALCOLMMUSIC etabliert, wo ich mit prominenten Gästen wie Brandy, Macy Gray oder Ty Dolla Sign über die Musikwirtschaft oder auch Rassismus gesprochen habe. Währenddessen habe ich bei taff und red! von ProSieben Erfahrungen als Fernseh-Autor gesammelt, bevor ich dann regelmäßig neben meinem Studium für PULS vom Bayerischen Rundfunk als Radio-Reporter und Moderator tätig wurde. Nach dem Bachelor in Sprachwissenschaften folgte das zweijähriges Volontariat beim BR. Zu den Highlights dieser Zeit gehörten meine Einsätze als trimedialer Regional-Korrespondent in Schwaben und Ostbayern, sowie meine Zeit im Korrespondenten-Studio Westafrika der Deutschen Welle in Lagos, Nigeria. Für DW habe ich auf Englisch sowie auf Spanisch arbeiten dürfen. Im September moderiere ich meine erste Fernsehsendung für ARD alpha namens RESPEKT, außerdem beginne ich in der Redaktion des Zündfunk. Eines meiner Features für das Radiomagazin ist derzeit für International Music Journalism Award als beste musikjournalistische Arbeit des Jahres unter 30 nominiert.

Auf welche Geschichte sind Sie besonders stolz?



In dem Radio-Feature „Wir sind zu viele: Warum deutscher Pop nicht weiß bleibt“ sowie in einer Folge meines Podcasts Kanackische Welle namens „Die Muhabbet-Story: Als Deutschland noch nicht bereit für Kanacken-Pop“ hatte ich die Chance kulturelle vermeintliche Randphänomene ausführlich auf ihre politische Schlagkraft zu analysieren und ihre emanzipatorische Bedeutungsträchtigkeit zu übersetzen und nach außen zu vermitteln. Mir schrieben sehr viele Menschen, wie berührt und informiert sie sich zugleich durch diesen Zusammenschnitt aus Musik, und verschiedenen Gesprächen im Stück gefühlt haben. Außerdem bin ich sehr stolz auf meine Berichterstattung als Video-Journalist aus Nigeria (Kultur, Politik, Sport & Wirtschaft), sowie eine Fernseh-Reportage über Türkisch sprechende Wanderarbeiter aus Bulgarien an der ich beteiligt sein durfte

Was planen Sie als nächstes?
 

Meinen Podcast „Kanackische Welle“ über Identität im Einwanderungsland Deutschland mit meinem wunderbaren Kompanen Marcel Nadim Aburakia nach vorne treiben, eventuell eine Talkshow daraus machen. 

Grundsätzlich mehr als Reporter arbeiten, gerne auch Unterhaltungsformaten wie „Wir In Bayern“ vom BR Fernsehen, freue mich aber auch super auf investigative Stücke 

Eine großspurige Reportage über albanische Popkultur und Musik

Mehrere Reportagen und Radio-Features zu Spiritualität und Religiosität, sowie Sexualität

Mit dem Goethe Institut geht es im Oktober und November nach Atlanta, USA für einen Journalisten-Austausch.

Wie würden Sie gerne in zehn Jahren arbeiten?
 


Ich möchte mich gänzlich frei in meinem Duktus journalistisch bewegen können. Ich möchte meiner Tonalität, meiner Ästhetik oder meinem Slangs treu bleiben und mich durch exzellent recherchierten Themen und starken analytisch herausgearbeiteten Thesen auszeichnen. Ich freue mich darauf, wenn es bei uns im BR und in der ARD allgemein viel mehr Schwarze und andere nicht-weiße Menschen gibt, mehr offen queere Leute und Menschen mit Arbeiter*innen-Hintergrund Räume einnehmen. Darauf freue mich. 

Welcher gute Rat hat Ihnen in Ihrer Laufbahn besonders weitergeholfen?
 

Als ich ein Praktikum bei einer großen Plattenfirma machte, sagte ein nigerianischer Kollege in der Mittagspause zu mir: „Wenn es eines ist, dass du machen musst, ist es unbedingt dieses Studium beenden!“ Es war sehr motivierend von jemanden der eine akademische Karriere hingelegt hatte diesen Ansporn zu bekommen, denn in meiner unmittelbaren Familie hatte noch niemand eine Universität von innen gesehen. 

Welche/r Kollege/in hat Ihnen besonders geholfen?
 



Eine*n intensive*n Weggefährten*in oder Mentor*in gab es tatsächlich in meiner journalistischen Laufbahn nicht, ich habe viel über Social Media und das Internet für mich herausgefunden und gelernt. Es gibt aber einige Persönlichkeiten, die mir dennoch viel geholfen haben über den Weg.

Christoph Lindemann von PULS, hat mir eine Sendung anvertraut und sich oft für mich eingesetzt, wenn es von anderen Ecken hieß, ich passe nicht perfekt in das Programm. Er hat war sehr wichtig für meinen Start und hat mir sehr viel Spielraum gegeben mit der Radiosendung „Residenz“, die ich in seiner Obhut produzieren und moderieren durfte. 

Michael Bartle vom Zündfunk ist ein begnadeter Redakteur, welcher eine Art zu redigieren und zu leiten hat, die ihres Gleichen sucht. Jede Zusammenarbeit ist super angenehm und dennoch sehr anspruchsvoll und ich habe immer das Gefühl besser zu werden in meinem Handwerk. Ich bin beruflich sehr froh ihm über den Weg gelaufen zu sein.  Das ganze Zündfunk-Team um Jan Heiermann, Caroline von Lowtzow & co. ist super supportive!

Vanessa Vu und Minh Thu Tran sind meine Schwestern. Ich empfinde unendliche Liebe für sie und mein Berufsleben wäre ohne ihre Anwesenheit, Solidarität und Empathie schlicht deutlich schwieriger. 

Fanny Facsar ist ein eine krasse Macherin. Unter ihrer Leitung im Westafrika-Studio der Deutschen Welle arbeiten zu dürfen war super inspirierend. Ihre Art zu führen mit einer sehr flachen Hierarchie und ihre geniale Go-Getter-Einstellung waren prägend.

Außerdem möchte ich diese Möglichkeit nutzen andere noch tolle, sich teilweise noch etablierende und andere schon länger arbeitende JournalistInnen zu erwähnen, deren Arbeit oder deren Potenzial mich inspiriert: Sümeyye Uğur, Nadia Aboulwafi, Leeroy Matata, Adem Ferizaj, Naima Limdhigri, Wakilat Ajagbe, Lily Amankwah, Chris Yeboah, Manuel Saillab, Nabila Abdel-Aziz, Kokutekeleza Musebeni, Mariia Fedorova, Emmanuel Amoako-Jansen, Ferdinand Meyen und viele weitere.

Warum tun Sie eigentlich, was Sie tun?

Es bereitet es mir eine riesige Freude, Geschichten zu erzählen, Dinge herauszufinden und zu erklären. Ich könnte mir kaum eine bessere Zunft vorstellen, wo man Kreativität so gut vermischen kann mit Seriosität, was immer diese sein mag. Selbstverständlich ist auch die Notwendigkeit nach sozialem Aufstieg eine große Motivation

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