Emily Ulbricht (Foto: Stefan Wieland)

Emily Ulbricht

Redakteurin, DLF Kultur


Wichtigste Stationen?



Angefangen habe ich bei youfm (hr) als Umfrage-Reporterin. Anschließend bin ich 2009 nach Berlin gezogen, habe dort an der Freien Universität Germanistik und Kunstgeschichte studiert und bei Radio Fritz (RBB) als Reporterin und später Redakteurin gearbeitet. Ich habe Themenwochen und Beitragsreihen u.a. zu psychischen Erkrankungen, Jugend & Glaube sowie Flucht konzipiert und betreut und wurde dafür u.a. im RBB mit dem AMIKO-Preis für Vielfalt in der Kategorie “Hörfunk” ausgezeichnet. Gefördert und ausgebildet wurde ich während meines Studiums durch ein Stipendium  der Journalistischen Nachwuchsförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Im Sommer 2016 habe ich mein Masterstudium an der Columbia Journalism School in New York begonnen, gefördert durch Stipendien des DAAD und der ZEIT-Stiftung. Mein Abschlussprojekt, eine Langzeitreportage über ein Gerichtsgebäude in der Bronx, wurde für “Best Reporting about New York City” mit dem Louis-Winnick-Award ausgezeichnet, dem höchstdotierten Preis des Jahrgangs. Im Anschluss an das Studium habe ich als Podcast Producerin bei Gimlet Media in Brooklyn an der 10-teiligen Podcast-Reihe “We Came To Win” gearbeitet, einer Doku-Serie über unerzählte Geschichten hinter großen Momenten der Fußball-WM-Geschichte. Im Sommer vergangenen Jahres bin ich nach Berlin zurückgekehrt und arbeite seitdem als freie Autorin und Redakteurin – zurzeit bei Deutschlandfunk Kultur, wo ich als Redakteurin die “Lange Geschichte” in der neuen Sonntagssendung Plus Eins betreue.

Auf welche Geschichte sind Sie besonders stolz?



Die Podcast-Folge “F Your Feelings”, die ich für den US-amerikanischen Podcast Love+Radio produziert habe: Irgendwann im Spätsommer 2015 habe ich durch Zufall die Folge “The Living Room” von Love+Radio gehört. Ich war damals Reporterin bei Radio Fritz und fasziniert davon, was in Audio Storytelling möglich sein kann – für mich der Einstieg in die Welt der US-amerikanischen Storytelling Podcasts. Niemals hätte ich gedacht, dass ich drei Jahre später, im August 2018, eine eigene Folge für diesen Podcast produziere: Für “F Your Feelings” habe ich über anderthalb Jahre den Künstler und heimlichen Trump-Anhänger Evan aus der Lower East Side begleitet und dabei viel gelernt über die Bedeutung von Macht und Männlichkeit in der amerikanischen Politik.

Was planen Sie als nächstes?
 

Für Deutschlandfunk Kultur arbeite ich mit an der neuen Sonntagssendung und Wochenend-Podcast “Plus Eins”, eine Sendung über Freundschaft, Familie, Leben und all das was schön, spannend und kompliziert daran ist. Als Redakteurin darf ich die “Lange Geschichte” betreuen und mitentwickeln: Ein neues spannendes Audio-Erzählformat in welchem Autor*innen die Geschichten anhand von O-Tönen im Live-Gespräch erzählen. Gemeinsam im Team arbeiten wir daran, neue Produktionsabläufe zu entwickeln (z.b. eine Art ‘writers room’ für Radiogeschichten) und Erzählformen zu schaffen, die die Unmittelbarkeit und Intimität von Podcasts mit den tiefgründigen Recherchen und dramaturgischen Know-How der Feature-Redaktionen zusammen bringen.

Wie würden Sie gerne in zehn Jahren arbeiten?
 


Am liebsten so wie jetzt: Die Hälfte der Zeit in einem tollen Team als Redakteurin für Podcasts, Radiofeatures und in der Entwicklung neuer Erzählformen in Podcast und Radio, die andere Hälfte der Zeit als freie Autorin für Radiofeatures, Langzeit-Beobachtungen und Reportagen, unterwegs in Berlin, Peru und der Welt, und beschäftigt mit neuen Ideen und geheimen Projekten die ich mir bis dahin ausgedacht habe.

Welcher gute Rat hat Ihnen in Ihrer Laufbahn besonders weitergeholfen?
 

Ich habe sehr viele sehr gute Ratschläge in den letzten Jahren bekommen. An einen Ratschlag von Daniel Alarcón, Autor und Podcast-Host und mein Trainer an der Columbia Journalism School, muss ich immer mal denken. Er riet uns, dass wir, um als Autor*innen Erfolg zu haben, immer zwei der folgenden drei Dinge erfüllen sollten: Brillante Arbeit / pünktliche Abgabe / nett im Umgang. Nur zwei von drei, Kombination egal. Sehr pragmatisch, fast banal, meistens richtig.

Welche/r Kollege/in hat Ihnen besonders geholfen?
 



Von Daniel Alarcón (Radio Ambulante/NPR) habe ich fast alles gelernt, was ich über US Podcasts, Audio Storytelling und das schwierige Schreiben langer Geschichten weiß.

Andreas Bursche/Zlatin Nikov (damals youfm/HR) haben mich zum Radio gebracht. Kristina Verres (ZDF) hat mich durch die Anfänge begleitet. Momo Faltlhauser/Daniel Köhler/Jule Käppel/Heike Mohr (Radio Fritz/RBB) haben mich lange Jahre gefordert und gefördert, durch Caitlin Kenney/Matthew Nelson (Gimlet Media) und Nick van der Kolk (Love+Radio) habe ich Longform-Storytelling im Podcast gelernt, und zuletzt habe ich Jana Wuttke (DLF Kultur) zu danken, durch die ich heute das tun darf was ich mache.

Warum tun Sie eigentlich, was Sie tun?

Ich glaube, ich versuche zu verstehen: wie der Mensch, die Gesellschaft, das System, die Menschheit funktioniert. 

Außerdem wurden ausgezeichnet: