Ronja Merkel (Foto: Harald Schröder)

Ronja Merkel

Chefredakteurin, Journal Frankfurt


Wichtigste Stationen?



Berufseinstieg 2013 als Praktikantin in der Redaktion des JOURNAL FRANKFURT. Dort anschließend zunächst als freie Autorin tätig, ab Mai 2014 eineinhalb Jahre als leitende Kunstredakteurin. Im Herbst 2015 Wechsel zu den Münchener Buchverlagsgruppen Europa und Scorpio. Anfangs Tätigkeit im Presse- und Marketingbereich sowie als persönliche Assistentin des Verlegers. Zuletzt Leitung des Scorpio-Imprints LEO. Im Oktober 2018 Rückkehr zum JOURNAL FRANKFURT als Chefredakteurin. Weiterhin freie Autorin u. a. für Monopol, Mundus und SPIEGEL Online.

Auf welche Geschichte sind Sie besonders stolz?



Zwei Titelgeschichten, die wir beim JOURNAL FRANKFURT umgesetzt haben, bedeuten mir besonders viel: Im Februar 2019 haben wir unter der Überschrift „Gesicht zeigen“ eine umfangreiche Strecke zum Thema jüdisches Leben in Frankfurt gemacht, die besonders in der jüdischen Community viel positives Feedback hervorgerufen hat. Uns war wichtig, ein Zeichen gegen den wachsenden Anitisemitimus zu setzen und die Schönheit und Vielfalt jüdischer Traditionen in ihrem ganzen Facettenreichtum zu zeigen. Denn die meisten Grenzen entstehen vor allem aufgrund von Unwissenheit. Sehr am Herzen liegt mir persönlich auch die Titelgeschichte „Es lebe das Matriarchat!“ der Juli-Ausgabe. Wie alle Frauen werde auch ich immer wieder mit Sexismus und Übergriffen konfrontiert. Seit ich Chefredakteurin bin haben diese Diskriminierungen aufgrund meiner Geschlechtszugehörigkeit leider nochmals deutlich zugenommen. Die Debatten um Paragraph 218/219a, Gender Pay Gap, #Metoo, vor allem aber die Erzählungen von anderen Frauen (und Männern) zeigen mir, dass ich damit keine Ausnahme bin. Die Matriarchats-Ausgabe ist ein Plädoyer für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft, das, so hoffe, ich, möglichst viele Leserinnen und Leser ermutigt, häufiger laut „Nein“ zu sagen.

Was planen Sie als nächstes?
 

Wenn ich das jetzt schon verrate, ist ja die ganze Spannung weg. Im Ernst, in meinem Kopf schwirren so viele Gedanken und Ideen herum, die alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Und ich spreche ungern über Projekte, die noch nicht finalisiert sind. Grundsätzlich ist mir ein wichtiges Anliegen, das JOURNAL FRANKFURT wieder politischer zu machen und zu einer wichtigen linksliberalen Stimme der Stadt zu entwickeln.

Wie würden Sie gerne in zehn Jahren arbeiten?
 


Ortsunabhängig. Die Flexibilität zu haben, einfach mit meinem Laptop unter dem Arm in eine andere Stadt oder sogar ein anderes Land zu reisen und dort mein kleines, mobiles Büro aufzuschlagen, ist für mich der Inbegriff der absoluten Freiheit. Allerdings bin ich auch ein sehr strukturverliebter Mensch, ich könnte mich also vermutlich nie zu lange von meiner Redaktion und dem heimischen Schreibtisch trennen.

Welcher gute Rat hat Ihnen in Ihrer Laufbahn besonders weitergeholfen?
 

„Think Big.“ Christian Strasser, für den ich drei Jahre in München gearbeitet habe, hat mich immer ermutigt, niemals Angst vor großen Visionen zu haben. Es braucht Mut, groß zu denken und die Angst vor dem Scheitern zu überwinden. Wer klein denkt, wird klein bleiben. Das klingt vielleicht nach Kalenderspruch – aber ich weiß sicher, ich wäre heute nicht da, wo ich bin, wenn ich mich nicht ab und an getraut hätte, groß zu denken.

Welche/r Kollege/in hat Ihnen besonders geholfen?
 



Mein größter Unterstützer und ständiger Fürsprecher war und ist mein Vorgänger Nils Bremer. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich im Februar 2013 als sehr verängstigte Praktikantin in der Redaktion des JOURNAL FRANKFURT angefangen habe. Aus irgendwelchen Gründen, die mir bis heute völlig schleierhaft sind, hat es sich Nils Bremer damals zur Aufgabe gemacht, mich zu fördern. Er hat mich mit zu Terminen genommen, mir gezeigt, wie man sich ein Netzwerk aufbaut und dafür sorgt, dass die guten Geschichten von selbst zu einem finden, ohne, dass man nach ihnen suchen muss.

Warum tun Sie eigentlich, was Sie tun?

Ich wollte schon immer schreiben. Und ich wollte lernen. Schon als kleines Kind habe ich mich in Büchern vergraben und unentwegt eigene, kleine Geschichten verfasst. Worte, ob die anderer oder meine eigenen, bedeuteten für mich die Flucht in neue Welten; die Möglichkeit, Freiheit zu finden, wenn ich mich in meinem Leben gefangen fühlte. Es reizt mich, Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen. Und ich betrachte es als eine Lebensaufgabe, diesen Menschen mit meinen Worten eine Stimme zu geben.

 

Außerdem wurden ausgezeichnet: