Julius Betschka (Foto: Lena Mayer)

Julius Betschka

Redakteur, Tagesspiegel


Wichtigste Stationen?



– Studentische Jobs u.a. im Bundestag
– Praktika bei der B.Z. und taz
– Volontariat bei der Berliner Morgenpost
– ab September 2019 Redakteur in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegel
– nominiert für den Theodor-Wolff-Preis 2019 in der Kategorie „Reportage Lokal“

Auf welche Geschichte sind Sie besonders stolz?



Das ist eine Geschichte, die ich über die von Flüchtlingen besetzteGerhard-Hauptmann-Schule in Kreuzberg geschrieben habe – meine erste großeHintergrund-Recherche, gleich am Anfang des Volontariats. Die Frage war: Wiekonnte die Berliner Politik dort über Jahre so komplett versagen? Der Wille, denFlüchtlingen zu helfen im links-grün regierten Kreuzberg stand gegen die harte Handeines CDU-Innensenators. Das führte in ein Chaos, das deutschlandweit Beachtungfand. Ich habe lange Hintergrundgespräche mit beteiligten Politikern und Aktivistenführen können. Konnte so, denke ich, sehr gut zeigen, warum Politiker so (nicht-)handelten, wie sie es taten. Und: Das Unverständliche besser verständlich machen.

Was planen Sie als nächstes?
 

Gerade ist ja alles neu. Seit 1. September arbeite ich als Redakteur in derBerlin-Redaktion des Tagesspiegels, bin dort für investigative Recherchen zuständig.Der Plan ist: gut ankommen, relevante Texte schreiben, den digitalen Wandel in derRedaktion mitgestalten. Ich möchte zusammen mit den Kolleginnen und Kollegenzeigen, was im Lokaljournalismus möglich ist: ausführliche, bedeutsameRecherchen, die gut erzählt sind und sich vor allem digital durchsetzen.

Wie würden Sie gerne in zehn Jahren arbeiten?
 


In einer digitalen, kreativen (Lokal-) Redaktion, die weniger weiß und westdeutsch ist, als viele heutige. Gedruckte Zeitungen? Gibt’s dann maximal am Wochenende. Wir arbeiten in Teams, die Zeit der einzelgängerischen Star-Autoren ist endgültig vorbei. Schreiber, Video- und Social-Media-Journalisten produzieren gemeinsamgrößere Recherchen. Wir schreiben sie auf, verfilmen sie, spielen sie überNewsletter, über Instagram, Facebook, YouTube (oder ihre Nachfolgenetzwerke) aus. Je nach Medium unterscheidet sich die erzählte Geschichte zur Recherche: Journalismus orientiert sich noch stärker an seinen Zielgruppen. Wir verstehen die Leser besser, ohne ihnen hörig zu sein. Außerdem verdienen wir wieder Geld damit! Weil die Verlage, die überlebt haben, verstanden haben: Der Weg der Geschichte zum Leser ist genauso wichtig, wie die Geschichte selbst.

Welcher gute Rat hat Ihnen in Ihrer Laufbahn besonders weitergeholfen?
 

Check deine Vorurteile. Check deine Fakten. Mach dich mit nichts gemein – außer mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Welche/r Kollege/in hat Ihnen besonders geholfen?
 

Das sind viele Morgenpost-Kollegen, von denen ich viel gelernt habe, die mir sehrvertraut haben. Besonders: Martin Nejezchleba, mit dem ich wohl hunderte Espressi getrunken habe und viele Zigaretten geraucht. Er hat mir seit dem ersten Tag des Volontariats geholfen, ist ein großartiger Schreiber und Reporter. Wenn ich mit ihm über einen Text geredet habe, wurde das immer was. Außerdem Alexander Dinger,dessen Lust auf guten Lokaljournalismus einen mitreißt und der mich immer in meinen Ideen bestärkt hat.

Warum tun Sie eigentlich, was Sie tun?

2016 gab es ein Gespräch mit einem lieben Menschen, der mir riet, das mit dem Journalismus zu probieren. Zu dem Zeitpunkt war ich schon am Ende meinesMaster-Studiums und war unsicher, noch etwas ganz Neues zu wagen. Dass ich auf sie gehört habe, war die beste Entscheidung überhaupt. Dieser Beruf ist ein großes Geschenk – und bei allen Schwierigkeiten, in denen die Branche steckt, sollten wir uns das häufiger sagen.

 

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